Mülheims Kneipenszene ist um ein Lokal mit Live-Musik ärmer: Tom Buder muss das Schilderhaus an der Südstraße am Rande der Innenstadt in der Nähe von Hallenbad und RWE-Sporthalle verlassen. Für den Kneipenwirt mit Kappe und Ohr für seine Gäste ist das ein schwerer Gang in eine ungewisse Zukunft. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll und was ich machen werde“, sagt Buder. Kneipe ist sein Leben und die Gäste sind für ihn so etwas „wie eine Familie“.

Noch bis Ende März spielt die Musik im Schilderhaus. Dann ist Schluss damit. Der Fußballverein TuS Union 09, der das städtische Gebäude seit Anfang der 80er Jahre als Vereinsheim betreibt, hat der Pächterin des Schilderhauses den Vertrag zum 31. März gekündigt. Der Grund sind Differenzen zwischen Gastronom und dem Verein, was das Konzept betrifft.

Mitglieder fühlen sich unwohl

Während Tom Buder auf Live-Musik, junges Publikum und Kneipenkultur im Stil der 80er setzt, möchte der Verein „eine Heimstatt haben, wo wir unser Vereinsleben führen können, wo man sich trifft und wohlfühlt“, erläutert Wolfgang Terjung, Vorsitzender vom TuS Union 09. Das derzeitige gastronomische Konzept sei nicht im Sinne der Vereinsmitglieder. „Unsere Mitglieder fühlen sich in der vereinseigenen Gastronomie nicht mehr wohl, das kann es doch nicht sein“, betont Terjung. Nach dem Sport wolle man etwas essen und trinken, sich unterhalten, vielleicht auch mal ein Fußballspiel im Fernsehen gucken. Das alles sei derzeit im Schilderhaus nicht möglich – auch weil dort keine Speisen mehr angeboten würden. Nach „diversem Umbau und Modernisierung“ soll die Gastronomie nach den Vorstellungen des Vereins geführt werden. „Einen neuen Pächter gibt es aber noch nicht“, sagt Terjung.

Ein Clubheim mit Kaffee, Kuchen und halben Mettbrötchen ist so gar nicht nach dem Geschmack von Tom Buder. Obwohl er betont: „Ich habe in den ersten anderthalb Jahren warmes Essen angeboten, was nicht angenommen wurde.“ Überhaupt sei von Anfang an klar gewesen, dass er ein Konzept mit Live-Musik fahre. „Wenn jetzt fünf Jahre später etwas anderes gesagt wird, dann finde ich das nicht toll.“

Die unterschiedlichen Positionen und ein frostiges Klima führen zur Trennung. Vor der Schilderhaus-Ära hatte Buder nach 13 Jahren schweren Herzens „wegen des Nichtraucherschutzgesetztes“ das legendäre Kaisereck aufgegeben, wagte in der Gastronomie an der Südstraße einen Neuanfang, der schleppend begann. „Nicht als Pächter, sondern als Kellner“, so Buder. In fünf Jahren baute er eine Kneipenkultur mit Livemusik auf, „die auch junge Leute anspricht, die gerne hierher kommen“.

Für Mülheimer Bands und Musiker, Kneipengänger quer durch die Generationen, die auf 80er Jahre Retro-Revival mit allem drum und dran, mit Saal, Kicker und Billardtisch im Vorraum stehen, ist das Schilderhaus beliebter Treffpunkt geworden. „Es gab noch nie Beschwerden wegen der Musik“, sagt Buder. Im Februar und März gibt’s noch acht Konzerte im Schilderhaus. Dann wird es still in einer der letzten Kult-Kneipen dieser Stadt.