Mülheim.. Eine nüchterne Sicht auf die emotionale VHS-Debatte: Mülheimer Kultur-Fördervereine und Leitbildpaten sehen im Umzug in die City eine Win-Win-Situation.

In der Debatte um die Zukunft der Volkshochschule meldet sich die Interessengemeinschaft Mülheimer Kultur-Fördervereine zu Wort. Unterstützt vom Patengremium für das Stadtleitbildprojekt Nr. 35, dessen Aufgabe es ist, einen weiteren kulturellen Schwerpunkt in der Innenstadt zu schaffen, sprechen sich die Mitglieder für eine Verlegung des VHS-Angebots in den Kaufhof aus, der zum Stadtquartier Schloßstraße umgebaut werden soll.

Es ist eine bislang kaum gehörte Position in der Diskussion über die Zukunft der Heinrich-Thöne-VHS. „Bisher stand das emotionale Votum für den Erhalt im Vordergrund“, sagt Bernhard Haake, Sprecher der Interessengemeinschaft und Leitbild-Pate. Dem wolle man mit dem offenen Brief unter dem Titel „Zukunftsperspektiven für die VHS und die Stadtentwicklung“ eine „nüchterne Betrachtungsweise entgegensetzen“.

Chancen für die City

Dabei kann Haake das emotionale Streiten für das VHS-Gebäude nachvollziehen. 2009 setzte er sich selbst für ein Haus ein und den Verbleib der Stadtbibliothek am Rathausmarkt – erfolglos. Die Bücherei zog ins Medienhaus. Rückblickend sagt Bernhard Haake: „Die Kultureinrichtungen der Stadt, die ein neues Domizil bekommen haben, haben davon profitiert.“ Auch Musikschule und Stadtarchiv werden im offenen Brief genannt. Zugleich sehen die Verfasser Chancen für die City. Immerhin sei es eine Forderung im von Bürgern erarbeiteten Stadtleitbild, die Innenstadt durch eine weitere Kulturstätte zu beleben. Matthias Frense (Ringlokschuppen), Sven Schlötcke (Theater an der Ruhr) und Alexander Voß (Kunsthaus Mülheim) sind neben Bernhard Haake im Patengremium und Mitunterzeichner. Es sei wichtig, heißt es im Brief, „Innovationsimpulse“ von „Investoren als Zukunftschancen zu ergreifen“, selbst wenn dadurch Traditionen und Gewohnheiten infrage gestellt würden.

SPD-Fraktionsvorsitzender Dieter Wiechering findet es „interessant, dass aus der Bürgerschaft auch mal diese Sicht“ kommt. Eine Reihe der aufgeführten Punkte seien „sehr deutlich und meiner Auffassung nach auch richtig“. Allerdings müsse man Kosten berücksichtigen. Zudem sei die Frage, was im Falle eines Umzugs mit dem derzeitigen Gebäude geschehe. Dennoch betont Wiechering: „VHS kann man nicht nur an der Bergstraße machen.“

Ratlosigkeit bei der CDU

Für MBI-Fraktionssprecher Lothar Reinhard hingegen ist das Schreiben „bedenklich“. Es sei nicht die Aufgabe der VHS, die Innenstadt zu beleben. Für ihn steht außer Frage: Am neuen Standort „verliert sie einen wichtigen Teil ihres Charakters. Das wäre keine gute Lösung.“

Bei der CDU herrscht noch Ratlosigkeit – und Unmut. Vor drei Jahren, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Michels, habe die Politik ein Zukunftskonzept für die VHS in Auftrag gegeben „und jetzt wird man unter Druck gesetzt“. Bis Ende Januar soll eine Entscheidung stehen. Die Verunsicherung sei groß, auch weil das Gebäude an der Müga derzeit unter Denkmalschutz stehe. „Man kann machen, was mal will, es ist zur Hälfte falsch.“