Mülheim/Benin. Die Hebamme und gläubige Christin Christina Krappe lebt seit November unter einfachsten Bedingungen in Benin. Sie betreut Schwangere und Neugeborene.

„Wenn man immer staubige Füße hat, bei 20 Grad in der Nacht von Kühle gesprochen wird, man im Advent Zitronen ernten kann und in der Umkleidekabine bei der Arbeit ein Huhn sitzt, dann ist man wohl endlich in Afrika angekommen.“ Mit diesen Worten meldet sich die Saarner Hebamme Christina Krappe aus dem westafrikanischen Benin, wo sie seit Anfang November ein Zuhause auf Zeit hat und in Bembéréké, im Norden des Landes, in einem Missionskrankenhaus ehrenamtlich als Hebamme arbeitet.

Der Gedanke zu helfen, sich einzusetzen – gerade für Kinder – diese Idee spukte schon lang in ihrem Kopf herum. Als die 37-Jährige schließlich auch die letzten Zweifel überwunden, bei ihrem Arbeitgeber – dem Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen – eine Freistellung besprochen, ihr Französisch aufgefrischt und den sechsmonatigen Auslandsaufenthalt vorbereitet hatte, sollte es am 1. Oktober losgehen Richtung Westafrika – nach Burkina Faso. Das war ihr ursprüngliches Ziel.

Dann aber, Mitte September, kam es zu einem Militärputsch

Dann aber, Mitte September, kam es zu einem Militärputsch in dem westafrikanischen Land. Nachdem sich die Lage weiter zugespitzt hatte, warnte auch das Auswärtige Amt vor der Einreise nach Burkina Faso. „Der Putsch fand in den Weltnachrichten keine nennenswerte Beachtung, stellte meine Welt aber völlig auf den Kopf“, blickt Christina Krappe zurück. Immerhin hatte sie ihre Aufgabe, in einem der ärmsten Länder der Welt zu helfen, als gläubige und praktizierende Christin auch als Ruf Gottes verstanden. „Was mache ich jetzt mit meinen Plänen, meiner Zeit, meiner Rüstung“, fragte sich die junge Frau. Denn eigentlich lag ihr Weg für sie klar vor ihr: Ende 2014 hatte ein Bibelwort sie nahezu angesprungen, in seinen Bann gezogen: „Mache dich auf und handle! Und der Herr möge mit dir sein!“ (1. Chronik 22.16). So lautete die Losung, die die Saarnerin als Ansporn verstand.

Nach dem Putsch in Burkina Faso hielt sie trotzdem an ihren Plänen fest: „Ich bleibe bei meinem Entschluss, dass ich in meiner dafür frei genommen Zeit Gott und seinen Menschen dienen möchte.“ Unterstützung und Rückhalt fand sie in der Zeit der Unklarheit nicht zuletzt in ihrer Gemeinde, der Credo Gemeinde Saarn. Und schließlich öffnete sich für sie doch noch eine Tür, wie sie es beschreibt. Am 2. November reiste sie, vermittelt durch das evangelische Missionswerk DMG, nach Benin – genau an ihrem 37. Geburtstag. Christina Krappe sagt darüber: „Ein besonderes Geschenk, das mir mein himmlischer Vater da macht.“

„Freude kann man sich hier wahrscheinlich kaum leisten“

Seit knapp zwei Monaten lebt Christina Krappe nun den Alltag in Bembéréké, macht Joghurt selbst und backt Brot, weil es vieles nicht zu kaufen gibt in dem kleinen Ort. Der nächste Supermarkt liegt zwei Stunden entfernt. „Im Vergleich zu der einheimischen Bevölkerung lebe ich aber natürlich im Luxus mit fließendem Wasser, Kühlschrank und Herd“, berichtet die Saarnerin aus Westafrika. Die Armut, das Leid und die Not der Menschen, die sie nicht zuletzt bei ihrer Arbeit als Hebamme im evangelischen Krankenhaus des Ortes hautnah erlebt, stellen Krappe auf eine harte Probe. „Es gibt zunächst keine Namen für die geborenen Kinder und man spürt auch keine große Freude. Es sterben so viele Kinder, dass man sich Freude wahrscheinlich gar nicht leisten kann. Das ist zumindest meine Vermutung“, schildert die Hebamme ihren Arbeitsalltag, räumt aber ein: „Bei all dem Leid muss gesagt werden, dass in unserem Krankenhaus für die Verhältnisse hier schon gute Umstände herrschen – es gibt einiges an Material, Medikamente, es kann ein Kaiserschnitt gemacht werden.“

Wenn ihr die Last zu groß erscheint, ist es ein Bibelvers, der sie aufrichtet

Noch hat sie eine Strecke ihres Aufenthaltes vor sich, ihr Rückflug ist für Mitte April geplant. „Oft weiß ich abends nicht, wo ich die Kraft für den nächsten Tag hernehmen soll und so bin ich zutiefst dankbar, dass ich jeden Morgen erneut Jesu Hand ergreifen darf und er mit mir ins Hospital geht.“ Wenn ihr die Last zu groß erscheint, ist es ein Bibelvers, der sie aufrichtet: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 20b).