Saarn. . Online-Handel, große Ketten und Discounter nehmen ihnen die Kunden weg. Geschäfte wie„Steffi’s Kinderwelt“ in Mülheim-Saarn müssen Produkt-Nischen finden. Im Advent ist der Umsatz zufriedenstellend

Spielsachen zählen zu den gefragtesten Waren im Advent. „Der Dezember ist unser stärkster Monat“, sagt Jürgen Kerner, Senior-Chef von Steffi’s Kinderwelt am Saarner Markt. Rund 30 Prozent mehr Umsatz sind dann zu erwarten. Und das ist gut so. Denn: Der Spielwarenhandel ist längst kein Kinderspiel mehr für die kleineren Spielzeugläden. Die Online-Händler fischen ihnen immer mehr Kunden weg.

Jetzt, so kurz vor Weihnachten, läuft es im Saarner Familienbetrieb aber gut. Die Leute, vor allem Stammkunden, kommen und kaufen Geschenke. Verkaufsschlager sind in diesem Jahr die „Frozen“-Barbies Anna und Elsa, Tip-Toi-Stifte, 3-D-Puzzles – und natürlich alle Spielsachen, die mit dem neuen Star Wars-Film zu tun haben. „Fast alle Hersteller sind auf diesen Zug aufgesprungen“, weiß Jürgen Kerner. Es gibt aber auch Klassiker, die immer gehen. „Lillifee-Sachen, Schleich-Tiere oder Spiele wie Monopoly oder Halli Galli“, zählt Heidi Kerner auf.

Hochwertige Baby-Artikel gefragt

Nachgefragt sind bei „Steffi’s“ auch hochwertigere Baby- und Kleinkind-Artikel wie Schmusetiere, Fühlbücher oder Spieluhren. „Beim Baby-Spielzeug sind vor allem Omas und Mütter sensibler, sie wollen die Ware sehen und anfassen und nicht im Internet bestellen“, wissen die Inhaber. Eine „Nische“ haben sie mit dem Kleinkind-Sortiment gefunden. Ebenso mit den kleinen, aber feinen Mitnahme-Artikeln (bis zu 10 Euro), die „zum Spontankauf“ anregen.

Konkurrenzkampf im Vorweihnachtsgeschäft groß. Sonderangebote schon Anfang Dezember

Für ihre Kinder geben die meisten Eltern heute einiges aus, viele Wünsche werden erfüllt. Der Handel ringt, besonders in der Weihnachtszeit, heftig um die Kunden.

Schon Anfang Dezember wird daher kräftig reduziert, „um jeden Preis wird da gefeilscht“, weiß Spielzeughändler Jürgen Kerner. Die große Nachfrage lässt die Ware im Konkurrenzkampf billiger statt teurer werden.

In anderen Branchen sei das zum Teil anders, so Kerner. Im Blumenhandel etwa seien sich Blumenläden und Gartencenter einig, sie setzen, z.B. zum Muttertag, die Preise hoch. Die zwei Ladenarten führen jedoch auch etwas unterschiedliche Artikel.

„Wir müssen uns spezialisieren, sonst haben wir keine Chance. Spielwaren-Ketten, Discounter und vor allem der Internet-Handel machen uns zunehmend Probleme. Sie können fast alles, vor allem hochpreisige Ware wie zum Beispiel große Playmobil- oder Lego-Bausätze, günstiger anbieten“, erklärt Jürgen Kerner. Hinzu kommt: Die Großen blocken bei den Herstellern gewisse Mengen an Waren, lassen sich diese erst zu gegebenem Zeitpunkt ausliefern. „Für die Kleinen ist dann nichts mehr auf Lager. Wir versuchen schon seit sechs Wochen vergeblich Lego-Artikel nachzubekommen.“

Jagd nach günstigen Artikeln

Tatsache ist: Das Konsumverhalten der Spielwaren-Kunden hat sich geändert. „Die Eltern sind heute zeitlich sehr eingespannt, setzten sich abends an den PC und bestellen schnell ‘was“, weiß Kerner. Meist etwas ganz Bestimmtes. Denn: „Die Kinder werden von der Werbung in den Medien gesteuert. Auf ihrem Wunschzettel stehen heutzutage die Wünsche oft schon mit Artikel-Nummer drauf.“

Beobachtet hat der Spielwarenhändler sogar schon Folgendes: „Die Leute gucken sich bei uns um, scannen mit dem Handy die Artikelnummern ab und gucken dann im Internet mit Hilfe bestimmter Programme, wo es diese Produkte am günstigsten gibt.“

Wohlfühlatmosphäre punktet

Auch die Discounter-Märkte bieten im Advent viel preiswertes Spielzeug an. „Dabei geht es denen gar nicht vorrangig darum, Spielwaren zu verkaufen. Sie wollen mit diesen Aktionen nur Kunden anlocken, die dann gleichzeitig auch Lebensmittel, Getränke, usw. mitnehmen“, meint Jürgen Kerner.

Läden wie seine Kinderwelt können bei dieser Konkurrenz und dem Online-Handel nur mit kompetenter Beratung, besonderen Aktionen und Wohlfühlatmosphäre punkten – an einem Standort wie Saarn, wo inhabergeführte Läden noch einigermaßen gut leben können. Hier gibt es noch „eine gewisse Klientel, die sich im Spielzeugladen gerne umschaut, inspirieren und beraten lässt“.