Mülheim. Mülheims älteste Ballettschule feiert ihr 60-jähriges Bestehen.
Die Bühne ist ihr Leben. Schon als kleine Mädchen sind sie mit der Mama in die Ballettschule gegangen. Zuerst Madelaine mit ihrer Mutter und später auch ihre drei Töchter mit ihr: „Wir haben das Talent vererbt bekommen“, sagen sie.
Madelaine Hötger-Wrona leitet die älteste Ballettschule Mülheims - 60 Jahre Tanzgeschichte, die jetzt in die dritte Generation übergeht. Denn Tochter Vivienne Hötger-Wrona wird die Tanzschule übernehmen und das Familien-Erbe weiterführen.
„Was willst du denn in Mülheim? Da ist doch alles tot!“ Vivienne ist Choreografin, spielt am Theater und tourt international. „Keiner konnte verstehen, warum ich zurück nach Mülheim will“, erzählt die 37-Jährige, „aber hier hat alles angefangen“.
Im Theater groß geworden
Viviennes Großmutter Elly Wrona wurde 1917 in Mülheim geboren. Schon früh spürte sie die Begeisterung für den Tanz. Elly studierte an der Essener Folkwang Hochschule Tanz und reiste als Solotänzerin und Ballettmeisterin durch Deutschland. „Sie spielte am Theater in der DDR“, erzählt Tochter Madelaine Hötger-Wrona, „jedoch hatte man dort immer weniger Freiheiten, so dass meine Mutter 1953 über die Grenze zurück nach Mülheim flüchtete.“
Elly eröffnete ihre Ballettschule, hatte über die Jahre mehr als 500 Schüler – unter ihnen ihre zwei eigenen Töchter. „Wir sind im Theater groß geworden“, erzählt die heute 69-jährige Madelaine, die nach dem Tod der Mutter mit ihrer Schwester die Schule sodann übernahm. „Über die Jahre mussten wir mehrfach den Standort wechseln. Mehrere Male wurden die Gebäude abgerissen, dann kam uns mal die Decke herunter, doch jetzt sind wir ganz glücklich auf der Mellinghofer Straße.“
„Mülheim ist Heimat“, sagt Tochter Vivienne, die nun in den nächsten Monaten die Schule übernehmen wird. „Ich möchte aber auch weiterhin beim Theater arbeiten“, so dass auch Mutter Madelaine noch dabei bleiben wird. Ein klarer Schnitt wäre auch undenkbar. „Wir haben so viele tolle Erfolge feiern können“, erzählt das Mutter-Tochter-Duo. „Es gab so einige Schüler, die mittlerweile international gefeierte Tänzer sind, das macht uns mächtig stolz.“
Tausende Schüler/innen
Tausende Kinder und Erwachsene seien über die letzten 60 Jahre in der Ballettschule ein- und ausgegangen. Der Übergang von Mutter Madelaine zu Tochter Vivienne werde nun fließend sein. „Es wird keine großen Veränderungen geben“, verspricht Madelaine Hötger-Wrona. „Wir haben schon immer viel Neues ausprobiert, das werden wir auch weiterhin tun.“ Das Wichtigste sei jedoch immer der Spaß, der Ehrgeiz und die Leidenschaft - „darum geht es beim Ballett“.
Gäste reisten aus ganz Deutschland an
Zum 60. Jubiläum veranstaltete die Ballettschule einen Tanzabend in der Stadthalle. Hunderte Interessierte, darunter zahlreiche ehemalige Schüler, reisten aus ganz Deutschland an. Es kamen sogar zehn Schüler der quasi ersten Stunde.
Mit tollen Lichteffekten und fantasiereichen Tänzen begeisterte die älteste Ballettschule Mülheims.