Brandschutz: Der fast 40 Jahre alte Durchgang zwischen Mülheimer Hauptbahnhof und Forum wirkt bei Feuer wie ein Kamin.
Die Passage zwischen Forum und Hauptbahnhof steht seit 1977. Ein Zweckbau, der die sechs Auf- und Abgänge zu den Bussen, Straßen- und U-Bahnen überdacht. Ein Wetterschutz, den täglich Tausende zum Umsteigen und Durchlaufen nutzen. Dieser gekachelte Tunnel hat große Fenster und Mosaike mit Stadtansichten, die dem Zeitgeist entsprachen. Bäcker und Schnellrestaurant kamen später dazu. Jetzt steht die Passage vor dem Umbau oder sie muss abgerissen werden. Neue Brandschutzverordnungen – erlassen nach dem Düsseldorfer Flughafenbrand (1996) – lassen keine andere Lösung zu.
Denn der Durchgang zwischen Hauptbahnhof und Forum wirkt im Brandfall wie ein Kamin. Bricht darunter im U-Bahn- oder im Bustunnel ein Feuer aus, wird der Rauch nach oben und durch die Passage gesogen. Das gelte auch für die Räume beiderseits des Durchgangs. „Das müssen wir auf jeden Fall abstellen und unterbinden“, beschreibt Nils Hoffmann, Sprecher der Mülheimer Verkehrs-Gesellschaft (MVG). An beiden Enden wurden vor ein paar Jahren zwar Brandschutztüren eingebaut. Das reiche allerdings nicht. Die Brandschützer erwarten größere Sicherheitsvorkehrungen.
Die MVG hat sich für „eine Lösung mit und in der vorhandenen Substanz entschieden“, erläutert Nils Hoffmann. „Die Planungen laufen bereits. Das ist sehr anspruchsvoll, aber machbar“, fügt der MVG-Sprecher hinzu. Wie der genehmigungsfähige Brandschutz am Ende aussehen wird, könne er aber noch nicht sagen. Wichtig sei der MVG, dass während der Bauarbeiten möglichst wenige Fahrten unter dem Durchgang ausfallen.
Weil die Planungen noch nicht abgeschlossen sind, kann Hoffmann auch keine Kosten für den Passagen-Umbau beziffern. Mit einem siebenstelligen Betrag sei aber sicher zu rechnen. „Wir haben die Passarelle in Essen am Hauptbahnhof auch mit Brandschutztechnik nachgerüstet“, sagt er. Dazu seien Schlitze in Decke und Wände geschnitten worden. „Durch diese Schlitze fallen bei Feuer und Rauchentwicklung Vorhänge, die den Luftstrom und die Sogwirkung unterbrechen. Lichtbänder weisen den Fahrgästen den Fluchtweg“, erklärt er. Was davon in Mülheim verwirklicht werde, sei offen. „Wenn möglich, wollen wir die Fenster erhalten. Sonst müssen wir andere Lösungen für Lichteinfall und Beleuchtung suchen.“ Bisher ungelöst ist das Problem: Wie kommen Rollstuhlfahrer zu Bussteigen unter der Passage? Wo können Aufzüge eingebaut werden? Am besten wäre es dort, wo sich Treppenabgänge befinden. Dann müssten aber das MVG-Beratungszentrum und das Schnellrestaurant weichen. Unter den MVG-Aufenthaltsräumen sind die Bahnsteige bereits zu eng.