Eigentlich wollte Sabine Klischat Journalistin werden. Doch dann hat sie sich für ein weltliches Berufsleben im Kloster entschieden und ihre Entscheidung bis heute nie bereut.

„Sind Sie nicht die Frau aus dem Kloster?“ Diese Frage hört Sabine Klischat öfter, wenn sie in der Stadt unterwegs ist. Und sie ist es ja auch, die Frau aus dem Kloster Saarn. Nicht das die verheiratete Mutter eines 15-jährigen Sohnes dort als Ordensfrau leben würde. Denn die letzten Nonnen haben das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Mariensaal schon 1808 verlassen.

Alte Ort mit neuer Aufgabe

Sicher würden die geistlichen Damen staunen, wenn sie heute miterleben könnten, was in ihrem alten Kloster unter der Regie einer ganz welt- und menschenzugewandten Klosterfrau so alles passiert. Da zeigen Fotografen und Künstler im Klostercafé ihre Werke. Da feiern Familien freudige und traurige Ereignisse. Da geben Musiker Konzerte. Da wird vorgelesen, Theater gespielt, gemalt, getanzt, werden Kaffee und Kuchen genossen oder Filme geschaut.

Sabine Klischat, die die 1990 eröffnete Bürgerbegegnungsstätte im Kloster Saarn seit 1992 leitet, ist die Frau die im Hintergrund die organisatorischen Fäden in der Hand hält und sich ständig Gedanken darüber macht, was man denn im Kloster noch so alles über die Bühne gehen lassen könnte.

„Auch wenn ich ursprünglich mal Journalistin werden wollte, fühle ich mich mit meiner Arbeit hier sehr wohl. Denn ich kann sehr frei und selbstständig arbeiten“, berichtet die 49-Jährige. Während ihres Philosophie- und Germanistikstudiums an der Universität Duisburg-Essen kam sie 1990 zum ersten Mal ins Kloster Saarn.

Ein Praktikum öffnete die Türen

Damals half sie als Praktikantin beim Ruhrsommer aus, plante und organisierte Veranstaltungen, telefonierte mit Künstlern, recherchierte und schrieb Pressetexte oder gestaltete Plakate. „Ein bisschen Journalismus steckt auch heute noch in meiner Arbeit“, sagt Klischat. Auch wenn sie im Mai eine Reihe mit Literaturverfilmungen im Kloster Saarn über die Leinwand flimmern lassen kann, sind Arbeit und Leidenschaft zwei Seiten der selben Medaille.

Als Leiterin der Bürgerbegegnungsstätte ist Klischat auch Kommunikatorin und Netzwerkerin. Nur gemeinsam mit anderen Akteuren aus dem Stadtteil, ob Klosterfreunde und Bürgerverein, Männergesangverein oder Buchhandlung, ob Pfarrgemeinde und Katholische öffentliche Bibliothek. Zusammen mit anderen Akteuren läuft das Veranstaltungsprogramm im Kloster Saarn erst richtig rund.

Eine Chance fürs Leben

„Diese Stelle zu bekommen, war für mich ein großer Glücksfall“, sagt Klischat. Denn, wie das Leben so spielte, wechselte ihre Vorgängerin, Karin Braun, just in dem Moment in einen anderen Arbeitsbereich des städtischen Kulturbetriebes, als sie ihr Studium abgeschlossen hatte.

Dankbar ist Sabine Klischat auch dafür, dass sie nach der Geburt ihres Sohnes, Moritz, mit Silke Steinen eine tatkräftige und hilfreiche Kollegin bekommen hat, die es ihr ermöglicht an einem Tag der Woche frei zu haben und so Familien- und Berufsleben besser unter einen Hut bringen zu können.

Klischat schätzt, dass jedes Jahr rund 8000 Menschen die über 30 Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen im Kloster Saarn besuchen. „Die vor 25 Jahren eröffnete Bürgerbegegnungsstätte sorgt für kurze Wege zur Kultur“, findet Klischat. Und auch wenn sie nur für das weltliche Geschehen im Kloster zuständig ist, spürt Sabine Klischat auch heute noch bei ihrer Arbeit, „die spirituelle und beruhigende Atmosphäre dieses geistlichen Ortes, an dem über 600 Jahre gebetet und gearbeitet wurde.“

Und sie freut sich darüber, dass das Angebot und die Atmosphäre dieses besonderen Ortes auch in der heutigen Schnelllebigkeit vom Publikum dankbar angenommen wird.