Mülheim. Laudator Rene Steinberg lobt beim Prinzenball in der Stadthalle Preisträger Bernd Stelter für seinen Humor, der “einen guten Gedanken verpacken kann“.
Wiedersehen machte Freude. Als Quiz-Kandidat musste der Mülheimer Satiriker Rene Steinberg bei Bernd Stelter antreten. Der Mülheimer Kinderschutzbund und die Kinderstation des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen erinnern sich noch gut und gerne daran. Denn sie teilten sich damals die 2000 Euro, die Steinberg als Quiz-König eingespielt hatte. Als Laudator ließ Steinberg am Samstagabend Bernd Stelter beim Prinzenball zum Mülheim-Duell antreten. Frage: „Was ist Ruhrbania? A: Eine überdimensionierte Badewanne in bester Innenstadtlage? B: Ein besseres Köttelbecken für Pfiffi und Co? C: Ein neues Stadtquartier an der Ruhr, das viel zu teuer geworden ist? oder: D: Ein Hafenbecken mit drei Tretbooten und einem Eiscafé, das sich Yachthafen nennt?“
Stelter, der beim Prinzenball die Spitze Feder für seine Verdienste um das freie Wort verliehen bekam, tippte auf C und D. „Richtig. Aber A und B wären auch gut gewesen“, ließ Steinberg den preiswürdigen Kandidaten wissen. Nach einer Interpretation von Stelters Karnevalsschlager „Ich habe 3 Haare auf der Brust und bin ein Bär“ und „Ober, zack ein Helles“, die jeden Literaturkritiker hätte vor Neid erblassen lassen, kam der 2013 selbst mit der Spitzen Feder ausgezeichnete Steinberg zur eigentlichen Würdigung seines Ordensbruders. „Er ist ein alter Hase, in dem immer noch ein Peter Pan steckt. Er steht für Humor mit Niveau. Es gelingt ihm immer wieder, einen guten Gedanken in einem guten Witz zu verpacken. Denn er weiß, dass man nur mit einem Lachen in die Herzen der Menschen kommt“, schrieb der Laudator dem 32. Preisträger der Spitzen Feder ins Stammbuch.
Stelter, der später mit seinem Laudator vom Publikum mit stehenden Ovationen gefeiert wurde, gab sich in seiner Dankesrede witzig, dankbar und nachdenklich.
"Gerade jetzt ist es wichtig, dass Menschen etwas zu lachen haben"
Mit Blick auf die brutale Nachrichtenlage, die mit Terror und Krieg nicht nur Jecken die Stimmung verhagelt, sagte Stelter: „Wir dürfen nicht Karneval feiern. Wir müssen es sogar tun. Denn gerade jetzt ist es wichtig, dass Menschen etwas zu lachen haben und nicht missmutig durchs Leben gehen. Denn es kann doch nicht sein, dass wir als reiches Land in einem Glücks-Atlas des Washingtoner Gallup-Institutes zusammen mit Kenia und dem Senegal nur auf den 48. von 138 möglichen Plätzen gekommen sind.“
Stelter, der die Spitze Feder 2015 als „Ansporn, weiterzumachen und mich nicht auf dem Erreichten auszuruhen“ gerne annahm, glaubt, dass die Deutschen keine geborenen Miesepeter sind. „Den Flüchtlingen haben wir ein freundliches Gesicht gezeigt. Und das fand ich gut“, lobte Stelter.
Karnevalskönig mit blauem Blut
Als König der Essener Karnevalsgesellschaft Hanekopp 1862 war Ralf Wierig am Samstagabend Ehrengast beim Prinzenball. Das hatte nicht nur karnevalistische Gründe. Denn in den Adern des gebürtigen Dümpteners, der seit vielen Jahren als Immobilienkaufmann in Mülheim arbeitet und mit seiner Familie in Essen wohnt, fließt blaues Blut. Denn sein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Wilhelm war ein – wenn auch unehelicher – Sohn von Wilhelm Wirich, der im 17. Jahrhundert als Graf von Broich, Daun und Falkenstein regierte. Wirich war es, der die aus dem neunten Jahrhundert stammende Broicher Burg zu einem barocken Residenzschloss umbauen ließ.
Auf dem 1682 gemalten Portrait, das dank des Geschichtsvereins seit einigen Jahren wieder im Schloss Broich und nicht irgendwo in England hängt, sieht Wilhelm Wirich sehr traurig aus. Kein Wunder. Denn 1659 war sein ehelicher Sohn und Stammhalter Carl Alexander vom Styrumer Junggrafen Moritz bei einem Streit erschossen worden, so dass die männliche Erbfolge nicht mehr möglich war. Als kleine Erinnerung an seine adeligen Broicher Vorfahren trägt der Karnevalskönig Ralf (I.) Wierig heute das Schloss Broich in seinem Orden.