Mülheim. Einrichtungsleiter setzt auf Ausbildung und kleinere Wohnbereiche. Ziel ist Ausstieg aus der Leiharbeit

Seit gut einem Jahr leitet Peter Hunz das Senioren- und Pflegezentrum Bonifatius. „Es ist ein Auf und Ab“, sagt der 59-Jährige, der Erfolge sieht und Rückschläge hinnehmen musste, über beides aber offen Auskunft gibt.

Eine Zeitlang führte Hunz das Haus an der Hingbergstraße faktisch wieder alleine: Vom neuen Pflegedienstleiter, der zeitgleich mit ihm begann, habe man sich bald getrennt. Die Nachfolgerin kam im Mai. Im Juli traten bei einer Prüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) und die Heimaufsicht erneut Mängel zu Tage. Der Betreiber des Hauses, die Maternus AG, reagierte umgehend: Drei Mitarbeiter wurden entlassen.

Generell gehört die personelle Ausstattung des Bonifatius-Heims zu den wichtigsten Baustellen, die Peter Hunz bearbeitet. „Mittlerweile sind wir recht gut besetzt.“ Aber vor allem die Zusammensetzung des Teams möchte er optimieren. Vier bis fünf weitere examinierte Fachkräfte wären gut, seien aber sehr schwer zu gewinnen. „Wir wollen sukzessive weg von der Leiharbeit“, erklärt Hunz. Derzeit geht es noch nicht ohne: „Wir arbeiten mit drei Firmen zusammen und haben uns darauf verständigt, dass immer die selben Leute kommen.“ Damit es die teilweise demenzkranken Bewohner mit vertrauten Gesichtern zu tun haben.

Engpässe im Nachtdienst, wie sie jüngst eine bundesweite Studie der Universität Witten/Herdecke nachwies, sieht Peter Hunz für das Bonifatius-Heim nicht: Die breit angelegte Untersuchung ergab, dass jede Pflegekraft durchschnittlich 52 alte Menschen alleine betreuen muss. „Wir haben uns verpflichtet, im Nachtdienst stets vier Mitarbeiter einzustellen, bei 150 bis 160 Bewohnern“, erklärt Hunz. „Und das läuft.“

Um die Mannschaft zu verjüngen und fachlich besser aufzustellen, ist Bonifatius in diesem Jahr auch wieder in die Ausbildung eingestiegen. Zum 1. Oktober haben fünf Azubis begonnen, darunter eine Mitarbeiterin aus eigenen Reihen, die sich von der Pflegehelferin zur examinierten Kraft weiterbildet. Hunz würde sich wünschen, dass noch deutlich mehr erfahrene Mitarbeiter diesem Beispiel folgen.

Auf seiner Agenda steht auch die Aufteilung und Verkleinerung der fünf Wohnbereiche, die künftig mit maximal 36 Leuten belegt sein sollen. „Davon versprechen wir uns eine höhere Qualität.“ Längst vollzogen und unumkehrbar ist die Reduzierung der Pflegeplätze von ehemals 283 auf 160, die momentan auch komplett belegt sind. „Wir füllen das Haus nicht mehr auf Biegen und Brechen“, sagt der Einrichtungsleiter, „sondern belegen nur noch so, wie wir es gegenüber den Bewohnern vertreten können.“ Ohnehin wird mehr Platz benötigt, um die künftig geforderte Quote von mindestens 80 Prozent Einzelzimmern zu erfüllen.

Ob das Haus in absehbarer Zeit renoviert und modernisiert wird, ist offen. Wie eine Sprecherin der Maternus AG auf Anfrage mitteilte, befinde man sich „in der Konzeptphase, die wir voraussichtlich Anfang 2016 konkretisieren werden“. Was Peter Hunz bereits sagen kann: Der im Vorjahr geschlossene Wohnbereich „Roseneck“ soll wieder eröffnet werden, mit 16 Plätzen für Kurzzeitpflege. Wann genau, steht aber noch nicht fest.

Heimaufsicht kontrolliert vor allem den Personalstand

Die seit dem vergangenen Jahr mehrfach öffentlich gewordenen Probleme wirken nach: Das Seniorenzentrum Bonifatius wird durch die städtische Heimaufsicht weiterhin besonders überwacht – wobei deren Leiterin Saskia Kühle versichert, man arbeite ausnahmslos mit allen Einrichtungen in Mülheim „kollegial und vertrauensvoll“ zusammen. Also auch mit dem Haus an der Hingbergstraße.

Nach wie vor muss das Bonifatius-Heim eine Meldepflicht erfüllen, die für andere Einrichtungen in dieser Form nicht gilt: Alle zwei Wochen werden der Heimaufsicht der Personalstand und die aktuelle Belegung übermittelt. „Wir kontrollieren, ob die Orientierungswerte erfüllt sind“, erklärt Saskia Kühle, „weil wir bei der Personalaustattung auch die größte Handhabe hätten.“ Auffälligkeiten im Sinne einer erkennbaren Unterbesetzung habe es bislang aber nicht gegeben. „Im Gegenteil: Neue Mitarbeiter wurden eingestellt.“

In Einzelfällen haben diese das Haus jedoch schon wieder verlassen. So verabschiedete sich Anfang November eine Fachkraft, indem sie sich bei der Heimaufsicht beschwerte. Es ging einmal mehr um die Organisation von Pflege und Hilfsmitteln. „Wir waren in der Einrichtung, um deren Stellungnahme einzuholen und uns selber ein Bild zu machen“, berichtet Kühle. Grund zu einer umfangreicheren, anlassbezogenen Prüfung sahen sie und ihr Team allerdings nicht.

Neu eröffnet wurde Mitte Oktober die zwischenzeitlich geschlossene Cafeteria im Pflegeheim Bonifatius. Betrieben wird sie jetzt von Peter Kittel und Heike Eichner: Das Ehepaar hat nach eigenen Angaben einen unbefristeten Pachtvertrag unterschrieben und setzt auch auf Gäste aus den benachbarten Seniorenwohnungen oder den Hochhäusern am Hans-Böckler-Platz.

Auch im hauseigenen Kiosk, den die beiden ebenfalls führen, kann man seit einigen Wochen wieder Kleinigkeiten kaufen: Hygieneartikel, Süßigkeiten, Zigaretten oder Zeitschriften auf Vorbestellung.