Mülheim.. Viele Heißener nutzen die U 18-Haltestelle und die Unterführung nur ungern oder gar nicht mehr, weil sie den Ort als bedrohlich empfinden. Lösungen lassen bislang auf sich warten.


Die U 18-Haltestelle Eichbaum bleibt für viele ein Angstraum. Schmierereien und Vandalismusspuren prägen das Bild, dazu die Lage, eingekesselt von Zubringer-Straßen und unmittelbar an der A40 lassen den Ort bedrohlich wirken, unwillkürlich fühlt man sich unsicher. Das wurde ein weiteres Mal deutlich im Gespräch mit Heißenern, zuletzt im WAZ-Lesercafé, das vergangene Woche in der „Fünte“ stattfand.

Janett Hemmelmann, die mit ihrer Familie in der Siedlung an der Straße Am Flöz wohnt, hat Angst, ihre Kinder dort herlaufen zu lassen. „Ich hab gehört, dass junge Erwachsene dort Kinder angesprochen haben und ihnen die Handys weggenommen haben“, berichtet die Mutter. Eigentlich wollten viele Eltern, dass ihre Kinder zur Schule laufen, weiß Janett Hemmelmann aus ihrem Umfeld. Doch der dunkle Verbindungskanal zwischen Blücher- und Kruppstraße erscheine vielen zu gefährlich und so führen sie ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Auch Siegfried Thome, ein rüstiger Senior, der seit 1960 an der Gneisenaustraße wohnt, sagt aus Angst vor Bedrohung: „Ich fahre nicht mehr mit der U-Bahn.“

Idee der Kultur-Haltestelle


Die Haltestelle Eichbaum wurde zeitweise als kultureller Aufführungsort genutzt: 2007 lief dort das erste Projekt der (U)topie 18 mit Fahrten durch das Ruhrgebiet.
Es folgte 2009 die temporäre Eichbaum-Oper sowie Kino, Kurse mit Anwohnern, Konzerte, Grillabende, Graffiti-Workshops, Boxen im Ring, Rap-Battle und mehr.

Einen Brennpunkt indes kann die Polizei an der Haltestelle Eichbaum nicht erkennen. „Wir verzeichnen hier übers ganze Jahr gesehen nur seltene Einzelfälle an Straftaten“, sagt Polizeisprecher Marco Ueberbach, räumt aber auch ein, dass im Bereich Eichbaum das subjektive Sicherheitsgefühl mancher Nutzer eine andere Sprache spreche.

Videoüberwachung war angedacht

Das Thema Angstraum Eichbaum ist kein neues. Seit Jahren gibt es immer wieder Gespräche, die zu einer Verbesserung führen sollen – Videoüberwachung etwa wurde angedacht, mehr soziale Kontrolle auch durch örtliche Akteure oder die Anlage eines hübschen Parks, der dem Unort seinen Schrecken nähme. Bislang ist davon kaum etwas zu sehen.

Immerhin weiß Horst Chluba, Abteilungsleiter beim städtischen Tiefbauamt, zu berichten: „Es hat diverse Maßnahmen gegeben, die Beleuchtung wurde optimiert, Sichtspiegel im Tunnel installiert, eine zusätzliche Treppenanlage gebaut, um auf möglichst kurzem Weg dort durch zu kommen, und ein Zaun wurde am Ende der Tunnelanlage zur Blücherseite aufgestellt, damit sich da keiner verstecken kann.“ Weitere bauliche Veränderungen – etwa den Eingang zur U-Bahn-Haltestelle zur Kruppstraße hin breiter zu öffnen, um die Einsicht zu verbessern und dem Ensemble so seinen Schrecken zu nehmen – hält Chluba für schwierig. „Das ist baulich kompliziert, weil die Strecke andere Verkehrswege kreuzt.“

Vor gut vier Jahren versprach die Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) an der Haltestelle „optische Aufwertung“ vornehmen zu wollen. Die Antwort darauf, was aus der Ankündigung geworden sei, blieb die MVG gestern bis Redaktionsschluss schuldig.