Mülheim. . Der verstorbene Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt bleibt vielen Mülheimern als Krisenmanager und Staatsmann im Gedächtnis.
Mit großer Betroffenheit reagierten gestern Nachmittag viele Menschen in Mülheim auf die Nachricht vom Tod des Altbundeskanzlers.
Sehr disziplinierter Mensch
„Helmut Schmidt war ein sehr kluger und disziplinierter Mensch, der in seinem Umgang mit Menschen, anders, als Willy Brandt, eher distanziert war“, erinnert sich Sozialdemokrat und Alt-Bürgermeister Günter Weber an den Verstorbenen. Er selbst lernte den Kanzler bei Wahlkampfauftritten und bei einer Tagung des Seeheimer Kreises kennen. Der 79-Jährige hat Schmidts hohen Sachverstand geschätzt. Politisch bleibt Weber in Erinnerung, wie Schmidt 1977 die Befreiung der von Terroristen entführten Flugpassagiere der Lufthansa-Maschine Landshut verantwortete und später auch gegen alle Widerstände für die Nato-Nachrüstung kämpfte.
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Pragmatischer Krisenmanager
„Für mich bleibt Schmidt als der Kanzler in Erinnerung, in dessen Amtszeit 1976 zum letzten Mal die Rechte der Betriebsräte im Rahmen des Betriebsverfassungsgesetztes gestärkt worden sind. Bewundert habe ich seine pragmatische Art, mit denen er Krisen so gehandhabt hat, dass sie entschärft werden konnten, ohne die Bevölkerung aufzuwühlen“, sagt der langjährige SPD-Fraktionschef und Mannesmann-Betriebsrat Hans Meinolf. Er hat Schmidt mehrfach getroffen. Die beeindruckendste Begegnung war für ihn eine Mannesmann-Betriebsversammlung. Bei ihr sprach der damalige Bundesfinanzminister Schmidt 1972 am Flughafen vor 7000 Mannesmännern.
Echter Staatsmann
Als Andreas Schmidt (CDU) in den Bundestag einzog, hatte Helmut Schmidt ihn gerade verlassen. „In vielen Dingen war er nicht weit von CDU-Positionen entfernt. Er war über Parteigrenzen beliebt und angesehen – ein echter Staatsmann.“ Was von ihm sicher hängenbleibe, so Andreas Schmidt, der fast 20 Jahre im Bundestag saß, sei seine große wirtschaftliche Kompetenz und dass er stets Kurs auf die Mitte gehalten habe, gegen die Linke in der eigenen Partei. „Das war gut für Deutschland.“
Dienstbarer Patriot
Als einen „großen Patrioten, der seinem Vaterland als Offizier im Weltkrieg, als Senator in der Flutkatastrophe von Hamburg und als deutscher Bundeskanzler in der Zeit des linken RAF-Terrors gedient hat“, würdigt Jochen Hartmann, fraktionsloses Ratsmitglied, den Alt-Kanzler. „Politik ist Kampfsport.“ Diesen Satz von Helmut Schmidt werde ich immer bewahren.“
Globale Politik verstanden
Wilhelm Knabe (ehemaliger Bundestagsabgeordneter/Grüne) erinnert sich an die Sturmflut, die Schmidt im Februar 1962 als Senator managte. Knabe hatte sich als Helfer engagiert und Sandsäcke gestapelt. „Da machte Schmidt eine gute Figur.“ Zweimal sei er ihm begegnet, bei einem Empfang in Bonn und bei einem Vortrag in Essen. „Ich habe an ihm geschätzt, dass er Politik stets global verstanden hat.“ Auch Knabe (92) spricht von einem großen Staatsmann, der allerdings als Kanzler viel mehr für die Ökologie hätte tun können.