Mülheim. Nach dem Abschied von Dagmar Mühlenfeld als Verwaltungschefin aus dem Rathaus wird die Stadtspitze von Männern dominiert. Und auch in der Kommunalpolitik sieht es nicht besser aus, beklagen die Grünen.

Bewegt sich Mülheim zurück in die 50er Jahre? Ja, sagen die Grünen mit Blick drauf, dass Frauen in der Verwaltung und Kommunalpolitik eine immer seltenere Spezies sind. Mit dem Rückzug von Dagmar Mühlenfeld als Stadtoberhaupt ist die Verwaltungsspitze ausschließlich in Männerhand. Bei den Amtsleitungen bilden Frauen eine kleine Minderheit. Die städtischen Beteiligungen werden bis auf Inge Kammerichs (MST) von Männern geführt. Alle Fraktionsvorsitzenden im Rat sind männlich. Gleiches gilt für die Bürgermeister der drei Stadtbezirke. Die SPD als stärkste Ratsfraktion glänze, so Franziska Krumwiede-Steiner, gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen, mit gerade einmal zwei Frauen neben 15 Männern. Nur wenig zur Aufhübschung „des Desasters“ trügen die Bürgermeisterinnen Margarete Wietelmann und Ursula Schröder bei. „Das ist eine niederschmetternde Bilanz“, so Krumwiede-Steiner. Ein solches „Zurück ihn die Fünfziger Jahre“ sei „inakzeptabel.“

Parteien, Rat, Fraktionen und der Oberbürgermeister Ulrich Scholten seien aufgerufen, sich der Problematik zu stellen. Dabei bildet Mülheim keine Ausnahme. „Schaut man sich die Situation in anderen Städten an, sieht es dort genau so aus. Besonders im Ruhrgebiet geht es nicht so zügig, wie wir es uns wünschen“, sagt Antje Buck, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Frauen sind bei Neubesetzungen im öffentlichen Dienst unterrepräsentiert – je höher die Dienstgrade und Einkommensstufen sind. Das liege aber auch noch immer in der geschichtlichen Tradition begründet, so Antje Buck. „Die Jungen haben einen Bildungsvorsprung von 100 Jahren“, blickt sie zurück. Hinzu komme, dass die Spitzenpositionen in der Verwaltung politisch besetzt werden. Und in der Politik sind es zumeist noch immer Männer, die netzwerken.

In der Wirtschaft ist es nicht besser

Da dürften auch nicht die wenigen Spitzenpolitikerinnen wie NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft oder Bundeskanzlerin Angela Merkel und einige Ministerinnen hinwegtäuschen. In den Gremien und Aufsichtsräten sehe es anders aus. Während man bei den Ausbildungsberufen in der Verwaltung Gleichstand zwischen Frauen und Männern habe, „erleben wir in der Führungsetage einen Rückschritt“, so Antje Buck. Und der lasse sich nicht nur mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf erklären. Frauen würden oft mehr über die Aufgaben nachdenken, die sie annehmen, sich fragen: Kann ich das? Männer machten es einfach. Hier setzt die Gleichstellungsstelle der Stadt, die bei Stellenbesetzungen gefragt wird, an. Sie will Frauen ermutigen, den Schritt zu wagen.

Nicht viel besser sieht es in der Wirtschaft aus. Auch in den vielen kleineren und mittleren Unternehmen in Mülheim dominieren die Männer in den Führungsebenen, weiß Ulrike Joschko, Leiterin der Regionalagentur MEO, die sich um die Förderung und Beschäftigung von Fachkräften in der Region Mülheim, Essen, Oberhausen kümmert. Zumeist entscheiden die Männer, wer in die Führungsebenen hineinkommt. Die Frage sei aber auch, ob Frauen überhaupt in eine Führungsposition wollen.