Mülheim.. Mülheimer Seniorenbeirat Paul Heidrich will über den Stadtrat Druck ausgeübt sehen, damit der Sonderstatus des Ruhrgebietes in der Bedarfsplanung fällt
Eine Initiative für eine verbesserte ärztliche Versorgung in Mülheim bringt Paul Heidrich (CDU) in die Sitzung des Seniorenbeirates am 27. November ein. Heidrich will in Berlin Druck entfacht sehen, dass das Ruhrgebiet in der ärztlichen Bedarfsplanung nicht mehr schlechter gestellt wird als alle anderen Regionen Deutschlands.
Die aktuelle Situation in Mülheim wird schon länger beklagt, insbesondere von der hiesigen Ärztekammer. Fakt ist: Seit 1993 gilt das Ruhrgebiet qua Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses in der ärztlichen Bedarfsplanung als „Sonderregion“. Weil man seinerzeit und fortlaufend annahm, dass im Ballungsraum Ruhrgebiet wegen einer überdurchschnittlich guten Erreichbarkeit weniger Ärzte notwendig sind, gilt auch Mülheim in vielen Arztdisziplinen heute als überversorgt. Mit der Folge, dass neue Niederlassungen nicht möglich sind, teilweise aber auch, dass der Fortbestand einiger Praxen gefährdet ist, wenn sich ein Arzt zur Ruhe setzt.
Ein Arzt pro 2134 Einwohner
Konkret macht Seniorenbeirat Paul Heidrich die Mülheimer Benachteiligung an der Hausarztversorgung fest. Außerhalb des Ruhrgebietes gelte: Bedarfsgerecht ist die Versorgung, wenn es im Schnitt einen Hausarzt für 1671 Einwohner gibt. Im Ruhrgebiet aber müssen 2134 Einwohner mit einem Hausarzt auskommen.
Legt man die Kenngrößen zugrunde, wäre eine ausreichende Hausarzt-Versorgung in Mülheim schon gegeben, wenn es 79 Hausärzte gäbe – in einer gleich großen Stadt außerhalb des Ruhrgebiets wäre dies erst bei 101 Ärzten der Fall. Bei einer Überschreitung der Bedarfszahlen von mehr als 10 Prozent gilt eine Stadt gar als überversorgt. So ist es in Mülheim, wo aktuell 94,5 Hausarzt-Stellen geführt werden.
Mehr Ärtze durch demografische Entwicklung benötigt
Ohne Sonderstatus, so Heidrich, könnten sich in Mülheim noch mehr als 15 Hausärzte niederlassen, was er aufgrund der demografischen Entwicklung auch für angebracht hält. Er ist wie der Vorsitzende der Mülheimer Ärztekammer, Uwe Brock, der Ansicht, dass Mülheimer Hausärzte im Schnitt pro Quartal nahezu 50 Prozent mehr Patienten zu versorgen haben als anderswo im Rheinland, mit entsprechend längeren Wartezeiten. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein freilich sieht das weniger dramatisch. Mülheims Fallzahlen lägen nur „leicht über dem nordrheinischen Durchschnitt“, hieß es dort auf Anfrage.
Mit seinem Antrag im Seniorenbeirat will Heidrich nun den Stadtrat dazu bringen, beim Gemeinsamen Bundesausschuss einzufordern, die Sonderbehandlung des Ruhrgebietes aus der Richtlinie zu streichen. Gleichsam soll der Rat andere Ruhrgebietsstädte ermuntern, sich dieser Forderung anzuschließen. Der „Sonderstatus“ befindet sich in Berlin derzeit in der Überprüfung. Bis Januar 2018 muss entschieden sein, ob er Bestand haben soll. Für Heidrich ist die Regelung aufzuheben: „Sie ist ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz im Grundgesetz.“