Mülheim. Der pensionierte Lehrer Peter Leitzen hat ein philosophisches Café ins Leben gerufen und erlebt ungewöhnlichen Zuspruch.
Philosophie in einem kleinen französischen Café, dazu ein guter Wein, etwas Leckeres zum Essen – war doch klar, dass das erfolgreich wird, oder?
Peter Leitzen: Der Zuspruch kam in der Tat schnell. 25 bis 30 Leute kamen an einem Abend, die Nachfrage war noch größer. Deshalb bieten wir jetzt das gleiche Thema auch ein zweites und drittes Mal an.
Die Frage nach dem Glücklich-Sein ist so ein Renner. Mit welcher Intention haben Sie das philosophische Café begonnen?
Leitzen: Es gibt in Deutschland etwa 180 philosophische Praxen. Das ist nichts Therapeutisches, eher so etwas, wo die Menschen in Einzel- oder Gruppengesprächen eine Orientierungshilfe für das Leben bekommen. In Mülheim gab es so etwas noch nicht. Ich hielte die Form eines Abendcafés mit einem Vortrag, etwas Essen, und Gesprächen für einen guten Weg, die Mischung von Gedanken und Gaumengenuss.
Fehlt den Menschen Orientierung?
Leitzen: Also, ich trete da nicht als Guru auf, und die Gäste sind alles andere als Problem-Menschen. Es geht nicht um Krisen, es geht um Ergänzungen für sein eigenes Leben, um zusätzlichen Tiefgang zu Fragen, und das auf einem hohen Niveau.
Kann man Ihnen ohne Abitur mit Grundkurs Philosophie folgen?
Leitzen: Das ist nicht Voraussetzung. Ich halte meine Vorträge bewusst so, dass sie jeder verstehen kann. Wir sind nicht abgehoben. Jeder soll einen Zugang zur Philosophie haben. Das Publikum ist auch gemischt. Es kommen Richter, Ärzte, Kaufleute, ein Postbote, ein Autor.
Was waren bisher Ihre Themen?
Leitzen: Wir haben uns mit Kants Ideen zum ewigen Frieden befasst, mit Traum und Traumdeutung, oder damit, dass wir nach Karl Popper es immer nur mit vorläufigen Erkenntnissen zu tun haben.
Machen Ihre Gäste Themenvorschläge?
Leitzen: Ja. Ich schließe auch nichts aus. Es gibt etwa die Anregung zu pädagogischen Themen, zu religionsphilosophischen Themen oder auch zu politischen. Ich wollte eigentlich in diesem Jahr mit den beiden Mülheimer Bundestagsabgeordneten das Thema diskutieren: Verdirbt Politik den Charakter? Und das im Innenhof, da passen 100 Leute rein. Aus terminlichen Gründe klappte es nicht, ich versuche es im nächsten Jahr erneut.
Woher kommt auch Ihrer Sicht das wachsende Interesse an Philosophie?
Leitzen: Menschen suchen Antworten, die sie nicht finden oder die sie nicht überzeugen. Diese Menschen sagen sich: Vielleicht ist in der Philosophie etwas drin, das sie weiterbringt. Aber auch hier gilt, dass es letztlich keine sicheren Erkenntnisse gibt. Wer sich mit Philosophie befasst, der muss auch Zweifel aushalten.
Dritter Abend im „La petite vie“
Weil der Zuspruch zum philosophischen Café sehr groß ist, wird es nach dem 4./5. November einen dritten Abend am 12. November im „La petite vie“, Düsseldorfer Str. 131, geben.
Das Thema: Ist die Absicht, dass der Mensch glücklich werde, im „Plan der Schöpfung“ nicht enthalten? Freuds Kulturtheorie als Antwortversuch. Anmeldungen unter: 302 10034