Eine Männerrunde möchte Enno Mergen in Mülheim weiter aufbauen, und das wirft erst mal Fragen nach den Themen der Gruppe auf, die sich regelmäßig alle zwei Wochen trifft. Keine Selbsthilfegruppe soll es sein, aber auch keine Gruppe, in der „mein Auto, mein Haus, mein Boot“ eine Rolle spielen, betont der Mülheimer. „Es soll auch kein Seniorentreff werden, obwohl ich selbst schon 69 bin“, lacht er. Um gemeinsame Gestaltung der Freizeit geht es erst im zweiten Schritt. Erst, wenn die neue Gruppe eine stabile Basis von einer festen, kleineren Anzahl von Männern hat, wenn man sich erst einmal besser kennt, einander vertraut, wenn sich, und das wäre natürlich wünschenswert, daraus sogar einzelne oder mehrere Freundschaften entwickelt haben.
Männer unter sich, ohne Frauen, ohne Publikum, können sich in einer vertrauten Gruppe offener, verständnis- und respektvoller begegnen. Sich anders, authentischer austauschen als etwa im Job, im Verein oder in der Kneipe, wo es oft gilt, einer bestimmten Rolle zu entsprechen, wo Rivalität, wo Profilierung eine Rolle spielen. Das ist die Idee, und Mergen, der sich zunächst als Initiator und Moderator der Gruppe sieht, hat da durchaus Erfahrung.
Seit einiger Zeit lebt der gebürtige Friese wieder in Mülheim, nach einem mehrjährigen beruflichen Intermezzo in Baden-Württemberg, wo er auch eine Männergruppe besuchte. Dort tauschte er sich mit anderen Männer aus unterschiedlichen Lebensbereichen und jeden Alters über verschiedene Themen aus, die Männer, vielleicht anders als Frauen, im Gespräch gerne mal ausklammern: persönliche Krisen, Probleme im Job, Angst vor einer Trennung, Konflikte mit der Rolle als Vater, als (starker) Partner. Es geht letztlich um die eigene Sicht auf das Mann-Sein, es kann gehen um Themen wie Gesundheit, Zukunftspläne, Sinnfragen, die Auseinandersetzung mit der Elternbeziehung, um das, was einen Mann in der letzten Woche beschäftigt hat, und um viele andere Themen, die den Männern wichtig sind, und die sie in der Runde gerne mal ansprechen wollen.
Enno Mergen hat sich, wie er selbst von sich sagt, über seinen Job als Projektmanager in einem großen Industrieunternehmen in Baden-Württemberg definiert. Hobbys und Freunde rückten dadurch in den Hintergrund. „Im Arbeitsleben hatte ich gar nicht die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen“, erinnert er sich. Seinen Ruhestand hat der Vater und Großvater, dessen Familie in Mülheim lebt, hinausgeschoben, indem er einfach ein Jahr länger gearbeitet hat. „Mein Netzwerk beschränkte sich auf meinen Arbeitsplatz“, berichtet er. Kontakte, die dem 69-Jährigen zu häufig nur an der Oberfläche blieben. Die Männergruppe, die Enno Mergen in Baden-Württemberg besuchte, ermöglichte einen intensiveren Austausch. Doch in Mülheim, wo Enno Mergen nun im Ruhestand lebt, fand er keine vergleichbare Gruppe, wo er sich selbst einbringen, wo er aber auch Unterstützung und Verständnis finden kann. Nun hat er selbst die „Männerrunde“ gegründet, unterstützt durch das Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE), das ehrenamtliche Arbeit auch durch das Angebot von Seminaren fördert.
Den Flyer, den Enno Mergen drucken ließ, um über die Männerrunde zu informieren, ziert eine Skizze, die Männer am Lagerfeuer zeigt: ein Sinnbild für einen entspannten Austausch in vertrauter Runde.