An den Lesesaal im ehemaligen Stadtbad, direkt an der Schlossbrücke, konnten sich nur wenige Leser erinnern. Aber Petra Aufenanger schließt nun einige Wissenslücken. Sie hat ein Stück der Mülheimer Bibliotheksgeschichte mit geprägt.
„Als ich Anfang der 1960er als Praktikantin in der Stadtbücherei gearbeitet habe, war der Lesesaal schon wesentlich erweitert worden. Er hatte schon Fenster zur Ruhrseite hin. In den Räumen der alten Brückenschänke befand sich die ,Theke’ der Erwachsenenbücherei neben meterlangen Katalogschränken. Dort mussten die Kunden warten, niemand konnte in den Beständen stöbern und sich Bücher zur Ausliehe aussuchen“, schildert Petra Aufenanger.
„Die Kunden mussten an der Theke ihre Wünsche äußern. In dieser Theke standen – stellvertretend für die vorhandenen, also nicht ausgeliehenen Bücher – Karten, auf denen mehr oder weniger ausführliche Beschreibungen zu Inhalten und Erzählformen der jeweiligen Titel standen. Diese Informationen dienten den Bibliothekaren als Auskunfts- und Beratungsmittel für die Leser. Die dazugehörenden Bücher wurden dann von Bibliotheksangestellten aus dem Magazin geholt. In den Stadtteilbüchereien war dagegen schon freies Aussuchen möglich.“
Die in unserer Serienfolge 14 erwähnte Kinder- und Jugendbibliothek befand sich im Dachgeschoss, ergänzt Petra Aufenanger. Sie habe ebenfalls eine Beratungstheke unter der Dachschräge gehabt.
Die so genannte Freihandbücherei, „in der die Kunden freien Zugang zu den Regalen hatten, wurde erst im damaligen Neubau am Rathausmarkt realisiert, ab 1969. Dieser Bau war typisch für die damalige Auffassung von öffentlicher Bibliothek, zeichnete sich jedoch durch wesentlich mehr Großzügigkeit aus als das jetzige Medienhaus am Synagogenplatz“, sagt Petra Aufenanger. Sie hat 30 Jahre in der Stadtbücherei gearbeitet und war dort zuletzt lange die stellvertretende Leiterin.