Speldorfer hatten es bei der letzten Motivsuche einfach. „Das Foto zeigt die neue Raffelbergschleuse, das Wasserkraftwerk und den Ruhrkanal – alle noch in Betrieb. Im Band ,Mülheim-Speldorf in alten Ansichten’ von Gabriele Scholz, den der Bürgerverein und viele Speldorfer mit ihren Bildern bereichert haben, ist ein Foto von der Eröffnung der Schleuse 1927 zu sehen“, schreibt Ute Möhlig.

„Die Straßenbahn auf der Brücke gehörte zur Linie 13, die bis 1966 von der oberen Akazienallee, direkt an der Duisburger Straße, nach Oberhausen fuhr“, fügt die Vorsitzende des Speldorfer Bürgervereins hinzu. Eine Direktverbindung ist in Straßenbahnchroniken nicht zu finden. Die Raffelbergbrücke wird 1914 eröffnet, ab 12. September 1917 fährt die Linie 17 zur Akazienallee, später die 13.

„Das Wasserkraftwerk wurde in den 1920er Jahren gebaut, weil die Reparationszahlungen an die Sieger des 1. Weltkrieges, meist Kohlelieferungen, kaum zu leisten waren. Also hat Wasserkraft bei der Stromerzeugung die fehlende Kohle ersetzt“, sagt Ute Möhlig.

Als die Stadt Mülheim 1913 das Recht erhält, einen Schifffahrtsweg vom Rhein-Herne-Kanal nach Mülheim zu bauen, beginnen sofort konkrete Planungen und der Bau des künstlichen Wasserweges, um den Speldorfer Hafen besser an den Rehin und an den Duisburger Hafen anzubinden“, steht in Chroniken, die Stadtsprecher Volker Wiebels zusammengefasst hat.

Schnell reift im 1. Weltkrieg die Idee, nahe der neuen Schleuse Raffelberg ein Wasserkraftwerk zu bauen. „Der geplante Standort für das Kraftwerk war denkbar günstig: Das Gefälle der Staustufe dort betrug bei Normalwasserstand 6,30 Meter. Der Maschinenpark sollte mindestens 100 Tage im Jahr wirtschaftlich arbeiten.“

Daher werden Francis-Turbinen mit senkrechter Welle, direkt mit den Drehstrom-Schirmgeneratoren gekoppelt, eingebaut. Drei Turbinen gehen im Februar 1926 in Betrieb. Der erzeugte Strom wird damals ins Ortsnetz Speldorf, ins RWE-Netz und an die Friedrich Wilhelms-Hütte geschickt.

Die knapp zehn Meter Gefälle zwischen Mülheim und Rhein regulieren zwei Schleusen (Duisburg und Raffelberg) in der neuen Wasserstraße. Um Bergsenkungen der Zeche Alstaden vorzubeugen, wird die Schleuse am Raffelberg gleich zwei Meter höher angelegt. Wegen des Krieges und Materialknappheit wird die Schleuse erst im März 1928 eröffnet. 1999 wird die Schleusenkammer um acht auf 135 Meter verlängert.

Schleuse und Kraftwerk stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Fachleute haben sie in den vergangenen 25 Jahren aufwendig saniert – nicht nur die Bauten, sondern vor allem die technische Ausrüstung.