Mülheim.

In ein Pflegeheim zu ziehen, ist für viele alte Menschen zunächst kein schöner Gedanke. Aus vielfältigen Gründen, zu Recht oder Unrecht. „Der Trend bewegt sich dahin, dass die Leute so lange wie möglich zu Hause bleiben“, weiß auch Saskia Kühle, Leiterin der städtischen Heimaufsicht in Mülheim. Aber oft geht es einfach nicht mehr.

Für diesen Fall stehen verteilt über die Stadt 17 stationäre Pflegeeinrichtungen zur Verfügung oder 18, falls man das Hospiz mitzählt. Dabei reicht das Angebot von der Seniorenpension auf einer einzigen Etage bis zum mehrstöckigen Gebäudekomplex. Der örtliche Markt stellt sich seit Jahren relativ stabil dar. Einen Neuzugang gab es zuletzt im Sommer 2013, als in der ehemaligen Lederfabrik Hammann der privat betriebene Senioren-Park Carpe Diem eröffnete.

Schließungen aus wirtschaftlichen Gründen kamen bislang nicht vor. Der Wohnpark Dimbeck hatte vor einigen Jahren eine Insolvenz zu überstehen, arbeitet nun stabil unter dem Dach einer bundesweiten Kette von Senioren-Residenzen. Das qualitativ ins Zwielicht geratene Bonifatius-Haus hat unter anderem personelle Veränderungen vorgenommen und auch die Anzahl seiner Betten peu à peu stark reduziert.

Insgesamt stehen in den Mülheimer Seniorenheimen etwas mehr als 1800 Pflegeplätze zur Verfügung. Dieser Wert verändert sich nach Angaben der Sozialverwaltung allerdings ständig. Tendenz: sinkend. Viele Häusern haben umgebaut und modernisiert, um eine Quote von mindestens 80 Prozent Einzelzimmern zu erreichen, die ab dem 31. Juli 2018 gesetzlich vorgeschrieben sein wird.

In jüngster Zeit habe es aber auch wiederholt „Anfragen von Betreibern gegeben, die in Mülheim neu bauen möchten“, berichtet Peter Todt, Abteilungsleiter im Sozialamt. Konkrete Vorhaben gebe es jedoch nicht. Aus seiner Sicht ist der Markt momentan „gut aufgestellt. Die Menschen müssen nicht mehr lange auf einen Platz warten.“

Auf der anderen Seite scheint es bei den Mülheimer Seniorenheimen auch keine großen Überkapazitäten zu geben. Nach Erkenntnissen der Heimaufsicht sind die meisten Einrichtungen durchweg zu über 90 Prozent ausgelastet. Problemfälle gibt es aber auch, So heißt es im aktuellen Tätigkeitsbericht: „Einzelne Häuser klagen durchgängig über Belegungsschwierigkeiten, während andere in der Regel voll belegt sind.“

Amtlich bekannt ist, dass etwa 220 Mülheimer Bürger in Pflegeheimen anderer Städte leben, oft, um näher bei ihren Angehörigen zu sein. Grenzgänger in die andere Richtung gibt es sicher auch.

Rundum-Versorgung ist teuer 

Wie teuer die Rundum-Versorgung in einer stationären Einrichtung ist, hängt davon ab, auf welches Haus die Wahl fällt. Gehobene Ausstattung kostet, wie überall, extra. In Mülheim bewegen sich die Preise, wenn man Pflegestufe I zugrunde legt, nach aktuellen Angaben der Ersatzkassen zwischen rund 2280 und 2980 Euro pro Monat. In Pflegestufe III werden zwischen 3420 und 4620 Euro fällig.

Preiswertester Anbieter ist jeweils die Visitus GmbH an der Friedrichstraße in der Innenstadt, kostspieligster das Haus Ruhrgarten. In jedem Fall aber setzen sich die Aufwendungen für einen stationä- ren Pflegeplatz aus mehreren Elementen zusammen: Pflegesatz, Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten, mit denen Errichtung und Erhalt der Gebäude finanziert werden.

Wenn man die Leistungen der Pflegeversicherung abzieht, übersteigen die verbleibenden Kosten häufig das private Budget der alten Leute. Dann springt das Sozialamt ein. Nur rund 45 Prozent der Bewohner von Pflegeheimen in Mülheim sind Selbstzahler, schätzt Peter Todt, Abteilungsleiter für Grundsicherung in der Pflege. Alle anderen werden in unterschiedlicher Höhe unterstützt: Derzeit erhalten 780 Senioren mit kleiner Rente sowohl Sozialhilfe als auch Pflegewohngeld, 240 weitere bekommen lediglich Wohngeld.