Mülheim. Peter-Torsten Schulz öffnet sein Mülheimer Atelier stärker als Galerie für Naive Kunst und Moderne.

Nein, Peter-Torsten Schulz, kurz „Pit“ genannt, verschwendet keinen Gedanken daran, mit seinen kreativen „Universalbemühungen“ Schluss zu machen. Umtriebig wie eh und je wirbelt der 71-Jährige im Sinne seiner früh kreierten Credos „Lebenskünstler braucht das Land! Gegen Egoismus und Langeweile! Für den Kick von Lust und Liebe!“.

Vor 40 Jahren hat er den Ollen Hansen erfunden. Danach sieben Tourneen durch 80 Städte, Lyrikbände, Bilderbücher, Comic-Bände, Fotos, Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Kunstdrucke, Spiele, Schilder, Blocks, Mappen Karten, Küchenbilder und immer wieder Sinnsprüche und Kalender über Kalender. Zu Schaffenskraft und Vertrieb gesellte sich soziales Engagement, u.a. für Unicef und sein eigenes „Pit’s Project“, das weiter um die Welt geht. Seit 30 Jahren gibt es das „Atelier für Angewandte Kunst“, erst im Bauernhof am Werdener Weg, dann im ehemaligen Kellermannhof in Saarn, den er Mitte der 90er zu seinem „Traumatelier“ umbauen ließ. Den 80.000. Besucher habe er im März begrüßen dürfen, so „Pit“, der einen Leitspruch auf einem Schilden manifestierte: „Sie kommen hier nicht rein, nur Du!“

Einladung zum „Klönschnack“

Doch nun scheint sich in Pit’s Leben vielleicht keine grundsätzliche Wende, aber eine weitere Mission abzuzeichnen: „2015 hat unter Hansens Dach eine neue Zeit begonnen“, sagt er: „weniger Verlagsarbeit, weniger Alltagsprodukte, mehr Kunst und mehr Alleingänge“. Auch wenn der Verkauf weitergehe.

Seine Idee und der Einsatz für eine „lebendige Kunst“ sind alt, die Kunstvermittlung und Kommunikation in die Öffentlichkeit dagegen neu: „Das Atelier wird Museum“, sagt Pit. Für einen Galerieraum hat der leidenschaftliche Sammler sein Lager halb leer geräumt: Dort trifft Naive Kunst auf die Moderne. Auch das Story-Board der berühmten Schindelschwinger-Comics „Kampf um Flohheim“ aus den 1970er Jahren will er dort aufbauen. Der Naiven Kunst, häufig an den Rand gedrängtes Genre, will er eine Plattform geben: „Dafür setze ich mich ein.“ Auch sonst lässt sich alles finden, was der Fantasie Raum lässt.

Zum „Klönschnack“, zum Philosophieren über Gott und die Welt, lädt Pit Gruppen ein (Wunschtermine auf Anfrage). Anekdoten über seine wilden Jahre, sein reiches fast 50-jähriges Schaffen gibt’s reichlich zu erzählen. In die Tiefe gehend, hat er kleine Aufsätze zu verschiedenen Themen rund ums kreative Leben verfasst.

Ein Museum für Naive Kunst

An den „Klönschnack“-Abenden möchte er seine Gäste zur Erstbegegnung mit naiver Kunst einladen, „dazu animieren, die Augen zu öffnen und Sehen zu lernen“. Teilhaben lassen will „Pit“ die Menschen an seiner Kunst, „denn für einen allein lohnt sich gar nix“.

Was die Kunst betrifft, kehrt „Pit“ mit neuen Arbeiten zu alten Wurzeln zurück: Noch bevor er den Ollen Hansen erschuf (1977 sein erster großer Bucherfolg), standen Anfang der 70er die „Handzeichen“ mit Armen und Beinen, die Barrikaden überwinden. Den frühen Botschaftern ohne Worte reicht er wieder die Hand und erschuf neue Arme aus Alu, Kristall oder Acryl – im Handformat. Weitere neue Kunstobjekte drehen sich um Zahlensysteme, Logik und Irritationen. „Bei Sachen, die man nicht zu Ende denken kann, ist mein Ehrgeiz geweckt“, sagt Pit.

Ehrgeizig verfolgte er auch das Ziel von „Pit’s Projekt“, ein Museum für Naive Kunst mit Straßenkinder-Kunst ins Leben zu rufen. Diesen Traum hat er sich nun selbst im Hansen-Atelier erfüllt. Auf der Galerie sind Spielzeuge aus aller Welt aufgebaut, die er bei seinem Hilfsprojekt für Straßenkinder gesammelt hat. Es sind wunderbare Dinge, die Kinder kreierten – einfach und genial zugleich. „Was die Kinder machen, ist echte Kunst.“ In 16 Ländern haben sie die sehnsuchtsvolle Liebesgeschichte von Storch Georch auf der Suche nach seiner Georgine gelesen, dazu Theater gespielt und vor allem gebastelt. Die Geschichte geht weiter.