Mülheim.. In Menden setzt sich fort, was andere Stadtteile schon vorgemacht haben: Mülheims Bürger zeigen sich offen und hilfsbereit gegenüber Flüchtlingen. Auch wenn es Skepsis gibt.
Auch Menden zeigt sich hilfsbereit in der Flüchtlingsfrage, obwohl bei einigen Bürgern Skepsis vorherrscht, wie der Flüchtlingsandrang in Mülheim insgesamt bewältigt werden kann. Das ist die Quintessenz aus der Bürgerversammlung am Freitagabend zur Unterbringung von zunächst 50, ab Januar schließlich 120 Flüchtlingen im ehemaligen evangelischen Jugendfreizeitheim Haus Jugendgroschen.
Schon kurz nach der Informationsveranstaltung im völlig überfüllten Saal von Haus Ruhrgarten hielten Diakonin Iris Schmitt und CBE-Geschäftsführer Michael Schüring zahlreiche Zettel in der Hand, auf denen Bürger ihr ehrenamtliches Mittun in der Flüchtlingshilfe angeboten hatten. Schmitt hatte um Ehrenamtler geworben, „es kommt auf das Engagement hier an, wie Sie sich den Ankommenden öffnen“. Gemeinsam mit dem CBE und dem Evangelischen Flüchtlingsreferat will Schmitt ein Konzept zum ehrenamtlichen Engagement im Haus Jugendgroschen erarbeiten.
Bürgerin: Mit Engagement gegen die Skapsis
Eine schon anderswo als Deutschlehrerin engagierte Mülheimerin versuchte den Mendenern etwaige Berührungsängste zu nehmen: „Skeptisch war ich genau so wie Sie, aber gerade das eigene Engagement kann die Skepsis beseitigen.“
Verunsicherung gibt es auch unter den Mendenern. Gewaltausbrüche unter den Flüchtlingen, wie zuletzt aus anderen Städten berichtet, ein Wertverlust der eigenen Immobilie, die schlechte Versorgungslage im Stadtteil – das waren ebenso geäußerte Sorgen wie jene eines Bürgers, der gar befürchtet, die Flüchtlinge könnten sich an den Graugänsen an der Ruhr vergreifen. . .
Sozialdezernent sicht 24-Stunden-Betreuung zu
Sozialdezernent Ulrich Ernst versuchte zu beruhigen, auch wenn er keine Garantie geben könne, dass Probleme ausbleiben. Stadt und Paritätische Initiative stünden für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Flüchtlinge bereit.
Schon Ende des Monats sollen die ersten 50 Flüchtlinge im Mendener Haus Jugendgroschen unterkommen. Folgend ein paar Informationen aus der Diskussion während der Bürgerversammlung vom Freitag:
Prognose. Bis Ende des Jahres rechnet Sozialdezernent Ulrich Ernst mit 2400 in Mülheim unterzubringenden Flüchtlingen. Zum Vergleich: Ende 2014 waren es 730. Der Andrang, so Ernst, werde wohl 2016 anhalten. Er rechnet mit „etwas über 4000 Menschen“ zum Ende des kommenden Jahres.
Betreuung. Die Stadtverwaltung stellt einen Hausmeisterdienst im Haus Jugendgroschen, montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr. Abends, nachts und an Wochenenden wird die Paritätische Initiative für Arbeit vor Ort sein. „Sozialarbeit vor Ort ist uns ein wesentliches Anliegen“, so Ernst. Die Stadt werde stets ansprechbar bleiben für Bürger.
Ehrenamt. Ernst lobte das ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe als eine „ganz großartige Geschichte in dieser Stadt“. Das bürgerschaftliche Engagement habe die „überragende Funktion, zwischen alten und neuen Nachbarn das zu stiften, was hilft beim Zusammenleben.“
Sicherheit. Massenschlägereien in Mülheims Unterkünften befürchtet Ernst eher nicht, weil die Einrichtungen bewusst nicht so groß wie anderswo gehalten würden. Zudem gebe es in der Verwaltung einen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz in der Frage, welche Flüchtlinge problemlos unter einem Dach unterzubringen seien. Ernst bestätigte, dass man eng mit Polizei und gar dem Staatsschutz kooperiere.
Zaun. Einen Zaun wird die Stadt doch nicht um Haus Jugendgroschen bauen. Man habe unter dem Wildwuchs des Geländes einen Zaun entdeckt. Der reiche aus, um das Gelände einzufrieden.