Behutsam klopft Katharina Steineshoff an die Tür des Hühnerstalls. „Hallo. Na, geht es euch gut?“, fragt sie die Legehennen, die neugierig angelaufen kommen. Beim morgendlichen Rundgang kontrolliert die 29-Jährige, ob alles in Ordnung ist. Danach geht es für sie auf dem Heißener Hof an die Arbeit.
„So, jetzt lassen wir erstmal alle nach draußen“, sagt Katharina Steineshoff und öffnet die Tore. Zwei Ziegen, 120 Gänse und 250 Hühner machen sich auf den Weg ins Freie. „Die Tiere haben den ganzen Tag lang die Möglichkeit, nach draußen gehen zu können“, versichert sie. Die Gänse lassen sich nicht lange bitten und stolzieren schnatternd und standesgemäß im Gänsemarsch über die Weide zur Tränke – als Ein-Tages-Küken sind sie Anfang April auf den Hof gekommen, von November bis Weihnachten werden sie geschlachtet und verkauft.
„So, dann wollen wir mal schauen, ob die Hühner fleißig waren“, sagt die gelernte Groß- und Einzelhandelskauffrau für Lebensmittel. Vorsichtig sammelt sie die Eier ein und transportiert sie zur Sortiermaschine – dort werden sie gestempelt, gewogen und dann in die Größen XL, L, M und S sortiert. „Jeder Kunde hat andere Vorlieben“, weiß sie. Über 900 Hühnereier sammelt Katharina über den Tag verteilt ein, anschließend werden diese im Hofladen verkauft.
250 Hühner in zwei großen Ställen
Zwei Hühnerställe hat der Heißener Hof derzeit. Einen direkt auf dem Hof, der Anfang des kommenden Jahres saniert und vergrößert werden soll, den anderen seit Anfang März in der Nähe des Flughafens Essen/Mülheim. In den Ställen leben drei Gruppen Legehennen unterschiedlichen Alters – am Flughafen zwei Gruppen, auf dem Hof eine. „Man kann ganz junge und ältere Hühner nicht gemeinsam in einen Stall lassen“, weiß Katharina Steineshoff. Wenn die Legeleistung nachlässt, sind die ältesten zwischen zwei und drei Jahre alt und werden zu Suppenhühnern verarbeitet.
Die Familie Steineshoff ist stolz auf den neuen Stall in der Nähe des Flughafens. Besonders, weil den Tieren dort allerhand Komfort geboten wird. „Dort können sie sich auf mehreren Ebenen aufhalten, haben Pickblöcke, damit sie sich nicht langweilen, und können nach draußen, wenn sie möchten“, versichert Katharina Steineshoff. Fünfmal am Tag bekommen die Tiere durch eine programmierte Maschine Futter, die Eier auf den Legenestern können mittels Knopfdruck außerhalb des Stalls eingesammelt werden. „So stören wir die Damen nicht“, sagt die 29-Jährige augenzwinkernd. Man merkt sofort, dass sie mit Leidenschaft arbeitet. Trotz der vielen Aufgaben rund um Tiere und Landwirtschaft nimmt sich Katharina immer Zeit für ein Gespräch mit den Kunden im Hofladen zwischen Wursttheke und Gemüse. „Viele kennen mich, seit ich noch ein Kind war.“
60 selbst hergestellte Wurstsorten
Doch viel Zeit bliebt nicht, die Arbeit ruft. So sammelt sie Wachteleier ein und schaut bei den Meerschweinchen und Kaninchen vorbei, die einige Kunden auch kaufen und mit nach Hause nehmen. „Es kommt nicht selten vor, dass Eltern hier bei uns ein Kaninchen für ihr Kind kaufen“, sagt Katharina Steineshoff.
Bruder Johann steht derweil in der eigenen Landfleischerei und zerteilt Rinder- und Schweinehälften, die er regelmäßig bei einem benachbarten Bauern abholt. „Wir produzieren hier rund 60 Wurstsorten und Schinken“, sagt der 26-jährige Metzgermeister stolz. Gemeinsam mit vier Mitarbeiterin und einem Auszubildenden mariniert er zudem noch Steaks und konserviert unter anderem Rindergulasch, Currywurst, Chili con carne oder Erbseneintopf. Seit 2012 hat er die Metzgerei um einen Partyservice ergänzt, in der Landscheune auf dem Hof können die Gäste feiern und von Johann und seinen Mitarbeitern bewirtet werden.
Katharina und Johann Steineshoff bewirtschaften in der vierten Generation den Heißener Hof, einen klassischen landwirtschaftlichen Betrieb, mit Hühner- und Weidemastgänsehaltung sowie Direktvermarktung. Der jüngere Bruder Paul arbeitet zwar in der Metallindustrie, ist aber sofort zur Stelle, wenn auf dem Hof etwas repariert werden muss.
Seit 1994 verkaufen sie nicht mehr die Eier an der Haustür, sondern haben den kleinen Verkaufsstand in einen Hofladen umgebaut, dem ehemaligen Kuhstall. Mit viel Liebe zum Detail präsentieren sie heute die selbst hergestellten Produkte wie Marmelade, Liköre, Eier, Wurst und Konserven sowie Obst, Gemüse und Kartoffeln der umliegenden Bauern.