Mülheim. Nach dem Appell des Kirchenoberhauptes erörtern Katholiken, wo Flüchtlinge untergebracht werden können: Im Gemeindehaus oder in Privatwohnungen.

Papst Franziskus hat Gläubige in ganz Europa aufgerufen, Flüchtlingen Schutz vor Krieg und Hunger zu gewähren. Jede katholische Gemeinde, jede geistliche Gemeinschaft, jedes Kloster und jeder Zufluchtsort solle eine Familie aufnehmen, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Auch in Mülheim ist dieser Appell gehört worden – und soll nicht unbeachtet verklingen. „Ich finde den Gedanken sehr gut“, sagt Pfarrer Michael Janßen dazu. Der Stadtdechant will vor Ort prüfen, was in den drei Mülheimer Pfarreien und ihren zugehörigen Gemeinden getan werden kann. Dabei versteht Janßen die Aufforderung des Papstes als Anruf an die Gemeinschaft der Gläubigen – nicht nur die Gemeindeoberen seien damit angesprochen. Das Pfarrhaus im klassischen Sinne, wo eine Unterbringung von Flüchtlingsfamilien denkbar wäre, gebe es heute nur noch selten, sagt Janßen. Stattdessen sei die gesamte Gemeinde aufgerufen zu überlegen, wo und wie Flüchtlingen geholfen werden kann.

Stadtdechant Michael Janßen
Stadtdechant Michael Janßen © FUNKE Foto Services

In verschiedenen Gremien wie den Pfarrgemeinderäten werde das Thema fortlaufend besprochen, so Janßen. Dabei gebe es in allen Pfarreien und Gemeinden der katholischen Kirche bereits großes ehrenamtliches Engagement.

Die Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt etwa kümmere sich um die Flüchtlinge, die im ehemaligen Seniorenheim Hildegardishaus in Broich gewohnt haben und auch künftig dort untergebracht werden. Auch einzelne Bürger seien bereits an ihn herangetreten mit der Überlegung, bei sich zu Hause Menschen, die auf der Flucht sind, aufzunehmen. „Viele fragen sich aber: Wie geht das, was muss ich bedenken?“ Wer in dieser Richtung Unterstützung brauche, dem rät Janßen sich an die örtliche Caritas zu wenden. „Dort“, so der Stadtdechant, „haben wir eine Flüchtlingsbeauftragte, die auf solche Fragen Antworten kennt. Wenn der Wohnraum da ist, sind wir mit der Caritas da und helfen.“

Pfarrer Manfred von Schwartzenberg von der St. Barbara Gemeinde
Pfarrer Manfred von Schwartzenberg von der St. Barbara Gemeinde © WAZ FotoPool

Auch in der St. Barbara-Gemeinde in Dümpten wird der Papst-Appell diskutiert. In den Räumen seiner Gemeinde sehe er kurzfristig noch keine Möglichkeit, Flüchtlinge unterzubringen, sagt Pfarrer Manfred von Schwartzenberg. Aber: „Wir überlegen derzeit Räume freizuziehen, um Menschen aufzunehmen. Ich denke da etwa an die Lagerräume unseres Pfarrheims.“

Flüchtlinge in DeutschlandErst vor knapp anderthalb Wochen hat der Pfarrer eine Predigt zum Thema Flucht gehalten. Darin richtete auch er die Bitte an seine Gemeinde: „Wer von Ihnen in seinem Haus Flüchtlinge unterbringen kann, möge sich melden.“ Daraus, so von Schwartzenberg, habe sich bereits manches Gespräch entwickelt: „Einige Leute aus der Gemeinde haben schon Angebote gemacht.“ Er sei zuversichtlich, weiteren Platz für Flüchtlinge zu finden.

Zumal die ehrenamtliche Hilfe in Dümpten bereits groß sei, betont der Geistliche. Dort sind schon zahlreiche Flüchtlinge angekommen – rund 35 von ihnen leben derzeit an der Mellinghofer Straße, 60 weitere in vereinzelten Wohnung im Stadtteil, rund 90 Menschen sollen in der ehemaligen Peter-Härtling-Schule untergebracht werden, zählt von Schwartzenberg auf. Geflohenen eine Unterkunft zu bieten, ist in den Augen von Pfarrer Manfred von Schwartzenberg „eine Selbstverständlichkeit.“