Mülheim. . Mit der 25. Ausgabe feiern die „Saarner Orgeltage“ in Mülheim ihr Jubiläum. Gespräch mit Kantor Werner Schepp.

Als Werner Schepp Anfang der 90er Jahre als Kantor an die Klosterkirche St. Mariä Himmelfahrt kam, rief er mit den „Saarner Orgeltagen“ eine kleine und feine Reihe ins Leben. 25 Jahre später ist Werner Schepp immer noch mit Herzblut bei der Sache: „Ich mach’ das leidenschaftlich gern.“ Zur 25. Jubiläumsausgabe hält die „Königin der Instrumente“ Hof und brilliert in all ihren Klangfarben.

Der Einbau der großen Schwalbennest-Orgel in der Klosterkirche vor 26 Jahren war der Schlusspunkt der Restaurierungsarbeiten. Ist diese Orgel immer noch im Einsatz?

Werner Schepp: Nach wie vor. Wir haben ganz bewusst von Anfang an die Orgel-Konzerte in die Reihe „Musik im Kloster Saarn“ integriert und uns dabei auf diese eine Woche im September beschränkt. Und damit sind wir immer gut gefahren.

Werden alle Konzerte auf der Schwalbennest-Orgel gespielt?

Schepp: Wir haben hier die besondere Situation, dass wir über drei Instrumente in der Kirche verfügen: die Schwalbennest-Orgel, die Emporen-Orgel und die Truhen-Orgel. Sie kommen unterschiedlich zum Einsatz, mal nach Programm, mal nach Themenschwerpunkt. Wir hatten auch schon Konzerte, wo alle drei Instrumente gleichzeitig im Einsatz waren. Für die Musik mit mehrere Orgeln gibt es ganz schöne und ausgefallene Literatur.

Ist die Truhen-Orgel die kleinste?

Schepp: Ja, das ist die kleinste und die Schwalbennest-Orgel ist die größte mit 28 Registern. Dann kommt die Emporen-Orgel mit neun Registern, die den Vorteil bietet, dass man von dort aus ungefähr 20 Register der großen Orgel mitspielen kann. Vom Spieltisch auf der Empore kann man Teile der großen Orgel mitbedienen, so dass sich ein Stereo-Effekt erzielen lässt.

Was ist Ihre Lieblingsorgel?

Schepp: Das ist stimmungsabhängig. Jede von ihnen hat eine eigene Persönlichkeit. Manchmal mag ich lieber das Kammermusikalische oder je nach Anlass – ob Gottesdienst oder Konzert – die kräftigen und lauten Töne. Ein anderes Mal braucht man etwas Besinnliches oder intimere Klangfarben.

Die „Saarner Orgeltage“ sind ein Markenzeichen geworden.

Schepp: Als wir hier angefangen haben, die „Musik im Kloster Saarn“ weiterzuinstallieren, ist die Idee entstanden, uns an Themenschwerpunkten zu orientieren. Der Bezug zum geistlichen Ort sollte erhalten bleiben. Dazu gehört das Dreikönigskonzert, Passionskonzerte und das Adventskonzert. Ein markanter Punkt sind die Orgeltage.

Wer war schon in Saarn zu Gast?

Schepp: Wir hatten fast alle großen Dom-Organisten hier – ob vom Wiener Stephansdom, Notre Dame in Paris, amerikanische und englische Organisten. Wir haben die Top-Listen alle gut bedient.

Worauf liegt das Hauptaugenmerk in diesem Jahr?

Schepp: In diesem Jubiläumsjahr wollen wir zeigen, dass die Orgel ein unglaublich vielseitiges Instrument in sich und gleichzeitig eines ist, dass sich in alle Richtungen hin öffnet. Das kann mit einzelnen Instrumenten, einem Orchester, mit einer Stimme zusammenspielen. Diese Bandbreite wollen wir zeigen. Die Orgel kann ein richtig guter Dialog-Partner zu anderen Klangfarben und Impulsen sein. Dabei behält die Orgel ihr eigenes Gesicht. Deshalb gibt es in den Programmen Orgel-Solostücke.

Woher kommen die Ensembles?

Schepp: Aus der Region. Da ist einmal das Ensemble Royal aus Köln, das über Rundfunk und CD-Aufnahmen sehr bekannt ist. Dann die über Jahrzehnte gewachsene Kooperation mit der Philharmonie Duisburg im zweiten Konzert, diesmal in einer kleineren Besetzung. Eine weitere Möglichkeit ist das Konzert in Kooperation mit der Folkwang Universität, wo wir die Gregorianik als Schwerpunkt im Haus haben. Der Kollege an der Orgel, Markus Willinger, ist in Saarn kein Unbekannter. Seine Konzerte zählten zu den absoluten Highlights.

Woher kommen die Besucher und sind die Zahlen stabil?

Schepp: Das hängt immer ein bisschen davon ab, wie gut wir die Konzerte am Markt platzieren können. Die Besucher sind etwa zur Hälfte Mülheimer. Die anderen, durchaus Liebhaber, kommen aus ganz NRW. Man merkt, dass das kulturelle Angebot in der Vielfalt zugenommen hat. Wenn ich mir die Orgelszene angucke: Die Mercator-Halle, im Moment nicht genutzt, hat ein tolles Instrument. Philharmonie Essen und Dortmund sind hervorragende Orte. Insgesamt hat sich die Orgel ihren Platz im Säkular-Bereich viel stärker erobert als das vor 20 Jahren noch der Fall war. Dann kommt dazu: Manche setzten sich lieber in einen weichen Sessel in der Philharmonie als auf eine harte Kirchenbank. Wir merken, dass wir gegen eine größere Konkurrenz anarbeiten müssen.

So klingt die Jubiläumswoche in der Saarner Klosterkirche 

Im ersten Konzert am Sonntag, 13. September, 20 Uhr, gastiert das Barock-Ensemble „Concert Royal, Köln“ mit Hannah Medlam (Sopran), Karla Schröter (Barockoboe) und Harald Hoeren (Orgel, Cembalo). Ihr Programm „Von himmlischer und irdischer Liebe“ beinhaltet u.a. Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Antonio Lotti und Claudio Monteverdi.

Das zweite Konzert am Mittwoch, 16. September, 20 Uhr, wendet sich thematisch dem Gedächtnis der Sieben Schmerzen Mariens (Fest am 15. September) zu. Die Sequenz „Stabat mater dolorosa“ steht in der Vertonung von Giovanni Battista Pergolesi im Zentrum des Konzertes und wird ergänzt durch Arien von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Mit Johanne Mommsen (Sopran), Franziska Orendi (Alt), Streichquartett aus Mitgliedern der Neuen Philharmonie Duisburg, Leitung und Orgel: Werner Schepp. Zum Fest der Kreuzerhöhung sind die Werke des Konzertes am 20. September, 20 Uhr, mit Gesängen und Orgelwerken mit dem „Ensemble Vox Werdensis“ unter Leitung von Stefan Klöckner und Markus Willinger (Bamberger Domorganist).

Karten (10 €/8 € Schüler, Studenten) an der Abendkasse, Info: www.musik-im-kloster-saarn.de.