Mülheim. . Leser erinnern sich an ihre Erlebnisse im Solbad und im Kurpark Raffelberg. Kinderbetreuerinnen arbeiteten mehr rund 70 Stunden in der Woche. Änne Anita Oriwol-Schröder erinnert sich zurück.
An das Solbad und den Kurpark Raffelberg erinnern sich viele Mülheimer. Einige haben dort gearbeitet oder gern den Park besucht. Andere haben dort auch einen Kuraufenthalt gehabt. Von den Solebädern ist heute in den Gebäuden allerdings nicht mehr viel zu sehen. Auch die Pracht der vor mehr als 100 Jahren von Landschaftsarchitekten gestalteten Parkanlage ist längst verwachsen und an vielen Punkten nur noch erahnbar.
Pro Jahr 2000 Kinder im Haus
„Zwei Wochen nach der Währungsreform (damals erhielten die drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands die Deutsche Mark als Zahlungsmittel) habe ich Juli 1948 im Solbad als Kinderbetreuerin angefangen“, blickt Änne Anita Oriwol-Schröder zurück. „Aus dem ganzen Ruhrgebiet und vom Niederrhein kamen die Mädchen und Jungen zu uns zur Kur. Wir haben pro Jahr mehr als 2000 Kinder im Haus gehabt“, beschreibt die einstige Betreuerin.
Damals seien außerdem zahlreiche Handwerker in den Häusern im Einsatz gewesen, um die Kriegs- und Plünderungsschäden zu beseitigen. Wannen und Waschbecken sowie Leitungen waren von der Wand gerissen. „Aber wir haben immer alles gut für die Kinder geregelt“, sagt Änne Anita Oriwol-Schröder. „Die Kinder waren oft sehr kränklich und mager. Die konnten in den sechs Wochen im Kindersolbad entspannen, ihre Atmung verbessern und im Park spielen. Wenn die Gruppen wechselten, mussten wir alle Betten abziehen, das Zeug waschen, die Betten und Zimmer neu herrichten. Das war etwas hektisch. Die Kinder hatten wir gut im Griff.“
Entweder am Samstag oder am Sonntag hatten die Gruppenbetreuerinnen frei. „Wir hatten damals eine 60- bis 75-Stunden-Woche. Verdient haben wir 110 Mark im Monat. Davon gingen 10 Mark für Steuern und Versicherung sowie 50 Mark für die Unterkunft ab“, rechnet Oriwol-Schröder beim Besuch in der Redaktion lebhaft vor. „Mit den restlichen 50 Mark mussten wir dann auskommen. Es war eine einfache, aber auch schöne Zeit.“
Die Kinderbetreuerinnen wohnten in kleinen Zimmern unter dem Dach des Gebäudes. Sie mussten damals neben ihrer Wäsche auch die der Kinder in Ordnung halten. „Das gehörte zu unseren Aufgaben. Da hat niemand gesagt, das ist zu viel“, erklärt Änne Anita Oriwol-Schröder. Doch nach vier Jahren hört sie dort auf.
Zu Beginn der 1950er Jahre wird das Kindersolbad um eine Etage aufgestockt, so muss die Betreibergesellschaft keine Gasthäuser mehr anmieten. Doch schon wenige Jahre später steigen die schulischen Anforderungen. Immer weniger Eltern schicken ihre Kinder zur Kur ins Solbad. Die salzige Sole zerfrisst die Rohre, was zu teuren Reparaturen führt. Kurz nach 1955 schließt das Kindersolbad.
Neue Liegestühle und Gaststätte
Für Erwachsene lief der Badbetrieb dagegen weiter. Ein Inhalationsraum, eine Spezialbäderabteilung, Unterwassermassagen, Kohlensäure- und Trockengasbad kamen hinzu. Neue Wandplatten gaben den Kabinen ein farbiges Aussehen. Der Badegarten bekam neue Liegstühle, die Solbadgaststätte wurde renoviert. Viele Mülheimer und Besucher aus der Umgebung halten Solbad und Park die Treue. 23 Beschäftigte regeln den Betrieb für die Anwendungen.