Im Kunstmuseum wird die große Ausstellung „Befreite Moderne“ vorbereitet. Zu sehen: Kunst in Deutschland von 1945 bis 1949 mit zahlreichen Leihgaben

Die einen sind geflohen, andere in die innere Emigration gegangen – im besten Fall. Im Nazi-Deutschland wurden Künstler verfolgt, verfemt, verboten oder ermordet. Nach Kriegsende lag nicht nur das Land in Schutt und Asche, künstlerisch und intellektuell wurde ein Trümmerfeld hinterlassen. Kreative aller Genres, die ins Ausland flohen, kehrten nie mehr zurück.

70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges widmet sich die Ausstellung „Befreite Moderne“ (ab 27. September) dem Neubeginn und Aufbruch in der Kunst von 1945 bis zur Gründung von BRD und DDR 1949. „Eine große Ausstellung mit über 100 Werken“, erläutert Museumsleiterin Dr. Beate Reese, „die sich über vier Räume durchs ganze Haus ziehen wird“.

Wie ging es nach 1945 weiter? Wie entwickelt sich die Kunst nach diesem ungeheueren Kahlschlag? Welcher noch existierende Künstler stand für die Moderne? Mit solchen Fragen hat sich die Museumsleiterin beschäftigt. Im unmittelbaren Umfeld stieß sie auf Heinrich Siepmann und Werner Gilles, als wichtige Künstler, die nach Kriegsende für die Moderne standen.

Besuch von Vertretern des Museums der Harvard Uni

Das renommierte Busch-Reisinger Museum der Harvard Universität, Nordamerika, ist auf die Mülheimer Ausstellung aufmerksam geworden und hat einen Besuch angekündigt.

Die „Befreite Moderne“ knüpft als vierte Ausstellung thematisch an die Vorgänger an. Dazu gibt es ein bildungspädagogisches Programm mit Workshops für Schulen und Begleitveranstaltungen.

Das Bild vom Hahn, der trompetet, auf dem Halbjahresprogramm des Museums, ist Ausblick auf die Ausstellung und Einblick in ein Künstlerdasein unter Repressalien einer Diktatur zugleich: Es stammt von Jeanne Mammen, entstand im Geheimen als Fingerzeig auf das Naziregime und gelangte erst 1947 wieder ins öffentliche Blickfeld.

Der experimentelle Gestaltungsspielraum im kreativen Neuland hielt sich in Grenzen. „Die Freiheit“, sagt Reese, „währte nicht lange“. Ideologische Spannungen zwischen den Westalliierten und der ehemaligen Sowjetunion sowie der Richtungsstreit zwischen abstrakter und gegenständlicher Kunst wurden zum Bremsklotz.

Neben eigenen Beständen kamen diverse Leihgaben wie aus dem Bauhaus-Archiv Berlin, den Museen Solingen und Hofheim im Taunus zusammen. Die Kooperation der Ruhr-Kunst-Museen trägt erneut Früchte. Für die Ausstellung „konnten wir erstmals auf Bestände der Partnerstädte zurückgreifen“, so Reese. Allein 25 Arbeiten kommen vom Märkischen Museum Witten, „auch Bochum hat uns großzügig unterstützt“, dazu Werke des Lehmbruck Museums Duisburg. Was Ressourcen spart, „denn wir müssen sehr haushälterisch mit dem Geld umgehen“.