„Sind wir eigentlich verrückt geworden?!“ Den Spruch von RWE zur Klimawende beanspruchen auch die Regler. „Ja“, sagt Peter-Michael Schüttler und lacht, „das fragen wir uns auch manchmal.“ Über 50 Veranstaltungen gehen in diesem Jahr über die Freilichtbühne. Was der Verein aus ehrenamtlicher Kraft und mit „viel Eigenarbeit“ an der Dimbeck wuppt, „das entspricht mittlerweile dem Volumen einer kleinen Firma“. Damit das „Unternehmen Freilichtbühne“ gelingt, braucht es lokale Partner und Förderer, Sponsoren, Betriebe und Firmen wie RWE. Nach dem Familienfest ist die Oldie-Night nun die „zweite feste Marke, die wir im Schulterschluss stemmen wollen“. Als „Dankeschön für die hervorragende Unterstützung“, so Schüttler, heißt es erstmals „RWE Oldie Night“. Es ist übrigens die „einzige Veranstaltung, die Eintritt kostet“. Statt für 8 Euro gibt’s die Karte ab sofort für 5 Euro im RWE-Energieladen im Medienhaus. Mit „The Greyhounds“, den „Tuberculucas“, sowie Gästen, Mitstreitern und Weggefährten steht am Samstag, 5. September, „ein Familientreffen der Mülheimer Oldie-Musikerszene an“, sagt Schüttler. Neben Veranstaltungssponsoring hat RWE die Regler energetisch beraten, „wodurch wir jede Menge Strom und Kosten gespart haben“.
Vor elf Jahren hat die Regler Produktion, ein Verbund aus Musikern, Gastronomen und Freunden, damit begonnen, das Programm aufzubauen und die Freilichtbühne, Park und Areal zu einem Lieblingsort in Mülheim zu machen. Aus den lockeren Mittwochskonzerten ist ein Angebot geworden, das viele Genres bedient – von Musik und Festivals über Kleinkunst und Familienfest bis hin zu sportlichen Treffen. Ziel der Zukunft: „Die große Bühne wieder für Theater zu nutzen“, erläutert Schüttler. Keine Konkurrenz zu bestehenden Theatern in der Stadt, „sondern wir wollen besondere Theatersachen machen, eine eigene Nische finden, die noch nicht besetzt ist“. In Absprache und Kooperation mit den Mülheimer Theaterschaffenden.
Nach und nach sollen die Auf- und Abgänge in den Felswänden hinter der Bühne wieder hergestellt und gesichert werden, „was ein enormer Aufwand ist und nur mit fachlicher Unterstützung von Gartenbauern möglich ist“. Diverse Lkw-Ladungen mit Grünzeug seien bereits aus den Felsen herausgekommen. Ins Gelände, in den Biergarten, die Technik, das Vereinshaus und die Infrastruktur investiere der Verein immer wieder Geld, das am Ende des Jahres übrig bleibt. „Im letzten Jahr haben wir mit einem Plus abgeschlossen.“ Im Januar 2014 hatten die Regler die Freilichtbühne in Alleinregie übernommen und mussten zunächst mit hohen Kosten klarkommen. Gelassen blickt Schüttler heute auf die Finanzen 2015: „Wir liegen voll im Wirtschaftplan.“
Von den 52 Veranstaltungen in diesem Jahr sind bereits neun Termine über die große Bühne gegangen. Mit dem „Estival“, ein Festival mit Bands aus dem Probebunker, das sonst in der VHS läuft, könnte die 53. hinzukommen. „Das ist aber noch nicht ganz klar.“
Ein großes Ereignis wirft im nächsten Jahr seine Schatten voraus, wenn die Freilichtbühne 80 wird. „Es gibt ein Projekt über zwei Wochen, wobei wir zeigen wollen, dass sie ein Teil der Altstadt ist.“
Am 28. Juni 1936 wurde die Freilichtbühne mit Shakespeares „Sommernachtstraum“ eingeweiht. Still wurde es während des Zweiten Weltkrieges. Neuer Anlauf in 1954: 56 Opern-, Operetten- und Schauspielaufführungen gingen bis 1965 über die Bühne. Legendär sind die Karl-May-Festspiele 1971. Wenn die Regler so weitermachen, wer weiß. Noch ist kein Hufgetrappel zu vernehmen.