Mülheim. . Die Gerüchteküche brodelt: Angeblich soll auch ein Käufer für das alte Woolworth-Haus in Mülheims Cityparat stehen. Tatsächlich beschäftigen sich Investoren mit dem Gebäude.

Entfacht die Investition in die Kaufhof-Immobilie Strahlkraft für das Umfeld rund um die untere Schloßstraße? Wirtschaftsförderer, Politiker und Stadtplaner hegen diese Hoffnung. Tatsächlich scheint Bewegung möglich, etwa am alten, seit Jahren vor sich hingammelnden Woolworth-Gebäude.

In dieser Woche hatte Planungsamtsleiter Jürgen Liebich eher am Rande fallen lassen, dass Bewegung in die Sache gekommen sei. Nach der Insolvenz hatte Woolworth im September 2009 seinen Räumungsverkauf beendet, danach folgten kurze Miet-Episoden der Insolvenzhalle und des Einrichtungshauses Nivo. Letzteres strich Anfang 2013 die Segel. Wie seinerzeit zu hören war, hatte der Eigentümer, der US-Investmentfonds Cerberus, Nivo den Wunsch einer geringeren, den Umsatzmöglichkeiten angemessenen Miete abgeschlagen.

Cerberus lehnte Kaufangebot vor Jahren ab

Mehr als zweieinhalb Jahre steht das architektonisch durchaus markante Gebäude nun schon leer. Dabei gab es in der Vergangenheit immer wieder mal Anläufe von Mülheimer Investoren für das fünfeinhalbgeschossige Haus mit 1700 bis 1800 m2 Fläche (inklusive Keller). Auf einen Kaufpreis von 1,25 Millionen Euro für das stark sanierungsbedürftige, zudem denkmalgeschützte Gebäude ließ sich Cerberus vor Jahren nicht ein, immer wieder scheiterten potenzielle Investoren zuletzt an der Cerberus-Erlösvorstellung pro Quadratmeter.

Zeitgenössische Warenhausarchitektur der 1920er-Jahre

Seit August 2010 steht das ehemalige Woolworth-Kaufhaus (einst Geschäftshaus Othegraven) unter Denkmalschutz.

Der 1928 nach Plänen des überregional namhaften und für die Baugeschichte bedeutenden Architekten Emil Fahrenkamp errichtete Backsteinbau ist Teil der ab 1909 in der Innenstadt verfolgten Strategie, qualitätsvolle Verwaltungs- und Geschäftshäuser zu bauen. Das Bauwerk sei, so heißt es in der Denkmalbeschreibung, „trotz der unangemessenen, aber reversiblen nachträglichen Verkleidung (...) ein qualitätsvolles, künstlerisch herausragendes Beispiel für die zeitgenössische Warenhausarchitektur der 1920er-Jahre“.

Nun grassiert in Mülheimer Immobilienkreisen gar das Gerücht, Cerberus sei sich mit einem Entwickler einig geworden. Ex-Kaufhof-Eigentümer Jochen Hoffmeister, der selbst Interesse gezeigt hatte, hat auch davon gehört, sagt: „Da war ich leider zu spät.“

Potenzieller Investor: Habe Mieter für komplette Fläche

Namen wie Klaus Herting (Heinrichsbad), der dem Vernehmen nach schon in der Nachbarschaft eine Immobilie besitzt, oder Multiinvestor Olaf König (73) machten die Runde, doch auch Letzterer wiegelt ab: „Ich tue mir das nicht mehr an.“ Vor zwei Jahren habe er noch Interesse gehabt. Doch Denkmalschutz-Auflagen, die Lüftung und anderes hätten einen Kauf zu Cerberus-Konditionen unwirtschaftlich erscheinen lassen.

Die Recherche führt zu einem anderen Mülheimer Privatinvestor: Dirk Droege, gewerblich mit Millionenumsätzen aktiv mit einer Firma für Haarprodukte im Hafen, will das Woolworth-Haus kaufen, hat nach eigener Aussage einen Mieter an der Hand, der nach einer Sanierung die komplette Flächen mieten würde. Droege verhandelt über einen eingeschalteten Makler mit dem US-Immobilienfonds Cerberus. Ob ein Mitbewerber ihn mittlerweile ausgestochen hat, vermochte Droege am Freitag nicht sagen. Sein letzter Kenntnisstand, dass er noch im Rennen um den Kauf sei, sei drei Wochen alt. Und da seien die Verhandlungen noch weit von einem Kaufvertrag entfernt gewesen.