Mülheim. . Mülheimer Chefarzt Dr. Jan Schröder spricht von einem Meilenstein in der Medizin.

Neue Hoffnungen für Krebspatienten? Diesmal scheint es viel mehr zu sein! Der Chefarzt der Onkologie am Evangelischen Krankenhaus, Privatdozent Dr. Jan Schröder, spricht von einem Meilenstein in der Medizin.

Seit zwei Wochen wendet die Mülheimer Klinik die neue Krebstherapie an. Täglich, so Schröder, würden es mehr Patienten, die mit PD1 und PDL1/2 Antikörpern behandelt würden. Dahinter verbirgt sich eine Behandlung, zu der es schon seit vielen Jahren die Idee gibt, die sich aber erst jetzt nach mehreren weltweit durchgeführten erfolgreichen Studien durchsetzt. Danach, so der Mülheimer Chefarzt, schlägt der Körper mit den eigenen Waffen den Tumor.

Die Tumorzelle ist nicht nur gefährlich, sie arbeitet raffiniert. Sie verfügt über die Eigenschaft, die körpereigenen Abwehrzellen quasi durch einen „Schlüssel“ außer Kraft zu setzen. Daraus ergeben sich die fatalen Folgen: Die Gegenwehr fällt aus. Die nun verabreichten Antikörper setzen sich wie ein Y auf die Abwehrzellen und verhindern dort die Störung durch die Tumorzelle. Die körpereigene Abwehr kann den Krebs wieder bekämpfen. Und das geschieht nach den bisherigen Erfahrungen sehr erfolgreich.

Begeisterung unter den Medizinern

Die Antikörper-Therapie erhält der Patient über Infusionen, die ambulant alle zwei bis drei Wochen erfolgen und je nach Therapieverlauf wiederholt werden. Der Tumor, erklärt der Chefarzt, müsse sich dabei nicht unbedingt verkleinern oder gar verschwinden. Entscheidend ist, dass er inaktiv wird, und das möglich für immer. Chronifizierung des Tumors“ nennen das die Mediziner. Unerlässlich ist eine sehr engmaschige Kontrolle durch Fachärzte während der Behandlung. Das geschieht, um auch auf mögliche Nebenwirkungen schnell reagieren zu können. Deshalb erfolgt die Therapie auch nur in speziellen onkologischen Zentren, wie es sie am Evangelischen Krankenhaus gibt.

„Die Lebenserwartung hat sich unter der Therapie erheblich gesteigert“, berichtet Schröder. Die Therapie sei besser als das Beste, das bisher angeboten werden konnte. In Mülheim werden derzeit Patienten mit Lungen-, Rippenfell- und dem Schwarzen Hautkrebs mit den Antikörpern behandelt. Weltweit ist das Mittel bei 40 Krebsarten im Einsatz, so auch bei Blasenkrebs, bei Kopf- und Halstumoren oder beim erblichen Darmkrebs. Täglich schreibt Schröder Anträge an Krankenkassen, um das Mittel auch bei Krebsleiden einsetzen zu können, für das die es noch nicht zugelassen ist. Die Therapie ist sehr teuer. Und: Nicht in jedem Fall macht sie Sinn.

Anfang Juni wurde die Ergebnisse auf dem Weltkongress in Chicago vorgestellt. Jan Schröder hat daran teilgenommen: „Es gab eine regelrechte Begeisterung unter den Medizinern.“