Mülheim. . Die Camper am Staader Loch genießen den Sommer jedes Jahr auf dem grünen Fleck direkt an der Ruhr. Für sie ist der Urlaub in Mülheim eine Erholung und immer ein toller Urlaub mit Freunden.

Kaum haben die Sommerferien begonnen, schon treibt es viele Menschen an die entlegensten Orte der Erde. „Bloß raus hier, ab ins Meer und an den Strand“, lautet die Devise. Karl und Gudrun Drebs aus Bochum sehen das anders. Ganz nach dem Motto: Warum so weit reisen, wenn das gute ist so nah, verbringen die beiden Rentner ihren Sommer auf dem Camping Platz „Staader Loch“ in Mülheim Mintard.

Vor 40 Jahren haben sich die beiden in den Platz direkt an der Ruhr verliebt und verbringen seitdem jedes Jahr von April bis Anfang Oktober rund fünf Tage die Woche in ihrem Wohnwagen. „Es ist einfach toll hier“, sagt Gudrun zufrieden. „Ich gehe jeden Morgen in der Ruhr schwimmen, lese und genieße einfach den Tag.“ Dabei beobachtet sie Nutrias und ein Schwanenpärchen, das ab und zu auf dem Campingplatz spazieren geht. Karl hingegen genießt es mit seinem Kajak ein paar Bahnen zu ziehen.

Für die beiden 76-Jährigen gibt es keinen Grund das Feld zu räumen. Und dass, obwohl es weder Strom noch Wasser in ihrem Campingwagen gibt. „Das ist für uns kein Grund“, so Karl, der von allen Nachbarn nur „Charlie“ genannt wird. „Wir heizen mit Solarplatten, die wir auf dem Dach montiert haben und holen uns das Wasser zum kochen und spülen von einer Pumpe“, sagt Karl. Zum Duschen geht es in eine nahegelegende Hütte des Campingplatzes. Vor 40 Jahren haben die beiden die Zeit am Staader Loch mit ihren Kindern verbracht und auch die Enkel sind dort aufgewachsen. „Ich bin in einer guten Stunde mit der Bahn hier. Das nenne ich Naherholung“, so Gudrun.

Familiär und idyllisch

Auch ihre Nachbarn Hildegard und Balduin Willeken, die mit Enkel Luca-Louis (4) und Camperin Monika Strücken auch bei Regen in ihren Campingstühlen entspannen, wollen das Staader Loch nicht mehr missen. „Das ist jedes Jahr ein toller Urlaub“, findet Hildegard, die ihren Campingwagen mit Ehemann Balduin recht wohnlich eingerichtet hat. Wenn man den Blick so schweifen lässt, dann merkt man schnell: Bei den Mülheimern fehlt es an nichts – Kochplatten, Mikrowelle, Kühlschrank, ja sogar auf einen Fernseher müssen sie nicht verzichten. „Wir verbringen vier Monate am Stück hier und sind früher sogar direkt von hier zur Arbeit gefahren. Das war eine tolle Zeit“, erinnert sich Balduin Willeken, der im Vorgarten sogar Tomaten züchtet.

Fragt man passionierte Camper, warum sie ausgerechnet am Staader Loch Urlaub machen, dann bekommt man sofort eine klare Antwort: „Es ist so familiär hier und einfach idyllisch“. So wundert es auch nicht, dass am Vorabend noch mit allen Mitgliedern der 60. Geburtstag des Nachbarn gefeiert wurde. „Hier ist eigentlich immer was los“, findet Monika Strücken. „An heißen Tagen stehen wir meistens alle im Wasser und prosten den Bootsgästen zu“, lacht Balduin.

Für Luca-Louis sind die Ferien bei Oma und Opa immer der Höhepunkt. „Oft sitzen wir bis 23 Uhr draußen und beobachten die Flugzeuge“, sagt Balduin Willeken. Aber auch tagsüber wird es für den Vierjährigen nie langweilig, schließlich kann er mit den Nachbarskindern Kiara (5) und Linus (5) schaukeln und Trampolin springen.

Wenn alle den Campingwagen für den Winter auf der gegenüberliegenden Straßenseite parken, geht es für die meisten dann doch in den Süden. In den Sommermonaten wird allerdings niemand verreisen. „Am Staader Loch ist es einfach zu schön“.

Gerade Zweiradtouristen zieht es nach Mülheim

Mülheim an der Ruhr gilt für viele Camper der Region als Naherholungsgebiet. Auch Fahrradtouristen schätzen die Wege entlang des Flusses. Fragt man Angela Christians von der MST, dann nutzen auch Urlauber aus Baden-Württemberg, Niedersachsen und Norddeutschland das Angebot des Ruhrtalradweges. Doch gibt es jemanden, der gezielt in Mülheim seine Ferien verbringt, weil er Stadt, Kulturangebot und Menschen so schätzt?

„Wir haben viele Urlauber, die die Gegend an der Ruhr erkunden“, sagt Angela Christians und ergänzt: „Aus den Niederlanden und der Schweiz sind im Sommer öfters Urlauber hier.“ Auch sei eine Fahrt mit der Weißen Flotte gerade bei Tagestouristen sehr begehrt.

Bärbel Schneider, Managerin des B&B Hotels in der Innenstadt kann sich den Erkenntnissen nur anschließen. „Bei uns sind gerade in den Ferien überwiegend Radtouristen und Gäste, die auf der Durchreise sind“, sagt Schneider. Oft würden Familien das Angebot nutzen, um ihre Verwandten zu besuchen und kombinieren das dann mit einem Besuch im Centro, Sealife und Duisburger Zoo.

Unter der Woche nur Geschäftsleute

Doch auch wenn sich das zunächst positiv anhört, so zeigt die Bettenbelegung etwas anderes – während den Sommerferien ist das Hotel nur zu 20 bis 35 Prozent gebucht. Laut Schneider übernachten die meisten nicht wegen Mülheim an sich in der Stadt, sondern eher, um das gesamte Ruhrgebiet zu erkunden. Sind die Ferien vorbei, dann heißt das aber auch nicht gleich, dass niemand mehr das Angebot des Hotels wahrnimmt. „Von Montag bis Donnerstag sind bei uns ausschließlich Geschäftsleute“, weiß Schneider. Und am Wochenende werde gebucht, wenn besondere Veranstaltungen in der Stadt sind.

Monces Mahmoudi, Direktor des Best Western im Forum, kann die Euphorie nicht nachvollziehen. Für den Hotelier gibt es keinen Tourismus in Mülheim. „Ich sehe hier kaum Urlauber“, sagt er. „Wir haben ein Arrangement mit der Weißen Flotte, das zum Beispiel bei unseren Gäste auf kaum Interesse stößt. Die Kooperation mit dem Legoland wird zumindest von Familien hin und wieder angenommen“, so Mahmoudi. Er ist der Meinung, dass sich Veranstaltungen aus Oberhausen in Mülheim besser verkaufen als etwas, dass man in Mülheim unternehmen kann.