Das kleine Kellertheater wird ein Jahr alt. Das Ehepaar Luthmann hat inzwischen ein Stammpublikum für seine „Kalenderblätter". Zum Geburtstag wird in der Georgstraße ein szenisches Spezial geboten
Dean Luthmann hat allen Grund, kräftig auf den Gong zu hauen. Er und seine Frau Simone feiern den ersten Geburtstag. Am 31. Oktober ist es genau ein Jahr her, dass der Schauspieler in den Kellerräumen des Jugendzentrums an der Georgstraße das „Theater affabile" eröffnete. „Es hat Monate gedauert, weil hier ja nischt war", sagt Luthmann. Obwohl der gebürtige Berliner seit 1990 in Mülheim ist, klingt die berühmte Berliner (Rest)-Schnauze durch.
Sechs Mal sei er mittlerweile umgezogen. „Das waren nicht nur die Kosten, viele Projekte sind dadurch gestorben." Im Mai 2007 hat Luthmann mit der Renovierung der Räume im Jugendzentrum begonnen. Und glücklicherweise ist er nicht mit zwei linken, sondern mit zwei geschickten Handwerkerhänden ausgestattet, denn „wenn man finanziell eingeschränkt ist, muss man det selber machen." Und Luthmann hat gemacht.
Entstanden ist ein Kellertheater, klassisch mit Eingang über den Hof, wie aus dem Bilderbuch. Klein, eng, kuschelig und ein bisschen egozentrisch. Und so muss es auch sein. Die Bühne ist gleichermaßen Fundus und Arbeitsstätte. Knapp die Hälfte des Platzes nimmt schon der Kostümfundus mit etlichen Kleiderständern ein. Dazu Rollpaletten, allerlei Kisten, Kästen und Koffer – das Theater ist mobil. „Wir können mit jedem der Dinger auf Tournee gehen."
Auf der anderen Seite ist der Bühnenraum. Plätze Marke Klappstuhl, aber mit Kissen: 22. „Mit Notplätzen sind es 26", sagt Luthmann. Regale mit Nippes, baumelnde Fledermaus-Marionetten, bunte Lichterketten, und, und, und. Wahrhaft majestätisch-theatralisch wirkt der rote Bühnenvorhang mit Goldborte. „Seit 1990 war der schon in allen Spielstätten."
Ein Zimmer weiter ist die Werkstatt – ordentlich aufgeräumt und gut sortiert. „Da mache ich alles, was für die Bühne zu bauen ist."
Auf der Bühne steht ein Tisch mit Lampe und Mischpult. Das reicht Dean Luthmann, der in der Regel die „Eine-Mann-Show" bestreitet. Während Ehefrau Simone die Programmgestaltung mit Werbung und allem drum und dran schmeißt, ist ihr Mann für die künstlerische Ausgestaltung zuständig.
Ein literarisch-musikalisches Programm wird monatlich wechselnd angeboten. Mit „Luthmanns Kalenderblättern" durchs Jahr: „Es gibt ja immer einen Anlass." So gibt's bei der Geburtstagsfeier am Freitag, 31. Oktober, ein szenisches Spezial quer durchs Jahr. Zur Erinnerung an Wilhelm Busch, Marc Chagall, Max Liebermann, Anne Seghers, Claire Waldoff oder die „Spötterdämmerung" (über die ersten Jahrzehnte des deutschen Kabaretts) oder das vergangene Jahrhundert in Rock und Blues.
Mittlerweile, sagt Luthmann, habe er ein Stammpublikum. „Es geht voran, wenn auch nur in winzig kleinen Schritten und finanziell eigentlich gar nicht." Neues brauche eben seine Zeit. Luthmann nimmt keinen Eintritt, freut sich aber über ein Austrittsgeld, das der Zuschauer in eine als Hamlet-Buch getarnte Spardose werfen kann. Sein Kulturprogramm finanziert er mit Kursen wie das „Kleine 1 x 1 der wirkungsvollen Rede", Schauspielunterricht für Erwachsene oder Sprachförderung für Kinder und Familien. Zum Geburtstag wünscht er sich, dass das „Theater affabile" als eine weitere kulturelle Spielstätte in dieser Stadt den Durchbruch schafft.
Zur Veranstaltung am 31. Oktober, Einlass 18.30 Uhr, Beginn 19.30 Uhr, sind Gäste willkommen. Sie sollten sich aber wegen der geringen Zahl der Plätze vorher anmelden: 0173-274 6 274 oder 47 65 65.