Mülheim. . Die Düsterszene traf sich zum 16. Castle Rock Festival am Schloß Broich. Angesichts der Temperaturen verzichteten viele aufs standesgemäße Outfit.
Wenn man für einen Moment die Augen schließt, und einfach zuhört – das könnte auch als Schlager durchgehen: „Denn mein Herz sagt ,Ja’, und mein Herz sagt ,Nein’, und mein Herz sagt ,Geh doch nicht, lass mich hier nicht zurück im Eis’.“ Ja, wäre da nicht das pechschwarzgewandete Publikum des Castle Rock.
Am Freitag und Samstag lauschte die Düsterszene im Schloß Broich zum 16. Mal dem Liebetriebe-Herzschmerz in Moll statt Discofox. Das ist zugegeben etwas unfair geurteilt, denn natürlich gab es nicht nur allerhand Schwülstiges aus der Feder des ehemaligen Goldenen Reiters und neugefundenen Gruftis Joachim Witt, der den Höhepunkt des Samstagsabends setzen sollte. Sondern Bands wie Poison Black, Aeverium, Vlad in Tears und Heldmaschine wussten am Freitag und Samstag eine ganze Gangart härter einzulegen.
Eine Geschmacksfrage ist das sicherlich – darum ist es umso besser, dass der sechzehnte Castle Rock gewohnt die ganze Klaviatur des Gothic- und Düsterrocks aufbot. Wenn auch der Samstagabend eben mit Witt und Staubkind etwas pop-lastig ausfiel. Die Mischung machte das gut besuchte Festival auch ansonsten aus: Reichlich kühlendes Wasser aus Pistolen und bunte Ballons in der Menge sorgten für Hochstimmung trotz angesagter Trauerflor-Garderobe. Herren in schwarzem Ausgehrock und zugeknöpften Hemd sowie Frauen in Korsage oder aufwendigem Rokoko-Kleid waren allerdings in der Minderzahl. Angesichts der schweißtreibenden Temperaturen kaum zu verdenken, denn es wäre selbst mit einer Extradosis Patchouli-Duft kaum zu überdecken gewesen. Band-T-Shirts und Sandalen taten es häufig auch. Und wer sich in der Menge vor der Bühne hüpfend verausgabt hatte, nahm Platz auf der Wiese oder im Schatten in der Müga.
Rockpublikum musste von Bier auf Wasser umsteigen
Sonderlich getrübt hat es deshalb die gute Stimmung nicht, dass ausgerechnet zum Hauptgig „Witt“ am Samstagabend die Kühlung einer Zapfanlage ausfiel, und das dürstende Rockpublikum alternativ von Bier auf Wasser umsteigen musste.
Apropos Wasser: Ein großes Lob sprach das Deutsche Rote Kreuz (DRK) den Veranstaltern aus, die sich bei der Hitze um das Wohl der Feiernden sorgten und nicht nur kostenlos Trinkwasserspender aufgestellt hatten, sondern auch immer mal wieder mit dem Wasserschlauch in die Menge spritzen ließen. „Es ist sehr vorbildlich, das Wasser kostenlos zu spenden“, betonte DRK-Einsatzleiter Christian Wallau. Das habe er bei anderen Festivals selten erlebt, sagte der Chef der Sanitäter, die sich beim Castle Rock um die schwächelnden Musikfans gekümmert haben. Foto:Michael Dahlke