Genau weiß es keiner, doch laut Statistik leben in Mülheim rund 600 Drogenabhängige. Cannabis ist weit verbreitet – sollte man es vielleicht legalisieren? Awo-Geschäftsführer Lothar Fink hat dazu eine klare Meinung: „Wir machen uns nicht zum Fürsprecher für die Freigabe.“ Die Droge sei deutlich stärker als früher, der THC-Gehalt etwa dreimal so hoch wie vor rund 20 Jahren. Anders als häufig vermutet, gebe es deutliche Entzugssymptome. Regelmäßiger Konsum mache psychisch und physisch abhängig.
Mit der aus Tschechien und Süddeutschland bekannten Horrordroge Crystal Meth hat das Mülheimer Drogenhilfezentrum bis dato nichts zu tun gehabt, berichtet Jasmin Sprünken. „Wir wüschen uns, dass das so bleibt, aber halten Augen und Ohren offen.“ Es bestehe Hoffnung, verschont zu bleiben: „Es gab immer mal Drogen, die in bestimmten Regionen hängengeblieben sind.“
Klassische Drogentote nach einer Überdosis, wie man sie früher kannte, gab es in der Stadt seit Jahren nicht mehr. Ende der 90er, als mit Strychnin gestrecktes Heroin im Umlauf war, seien in einem Jahr einmal gleich vier Tote zu beklagen gewesen – von solch elenden Zahlen aber sei man lange weg. „Heute sterben die Menschen eher an Folgeerkrankungen der Sucht“, so Fink, so war es 2014 auch bei sechs seiner Kunden. Wer lang abhängig war, altere schneller; ein 50-Jähriger könne da leicht die körperliche Verfassung eines 70-Jährigen haben.