Mülheim. Die IHK sieht die Region vor einer schwierigen Entwicklung und beklagt eine Verweigerungshaltung.Hauptgeschäftsführer Püchel warnt: Nicht auch noch leerstehende Areale für Wohnbau und Handel freigeben.

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerald Püchel nennt es ein Herzblutthema der Kammer, das diese stark beunruhigt: Der seit Jahren beklagte Mangel an Gewerbeflächen verschärft sich weiter. Nach einer Prognose der Wirtschaftsförderungen braucht die Region in den nächsten 15 Jahren rund 625 Hektar Gewerbe- und Industrieflächen. Selbst bei günstiger Schätzung, so Püchel, stünden jedoch nur 206 Hektar zur Verfügung – und davon sei mehr als die Hälfte mit teils schweren Restriktionen belegt. Heißt: Es würde Jahre dauern, daraus eine für die Wirtschaft nutzbare Fläche zu machen.

Die IHK appelliert daher erneut an die Kommunalpolitiker, sich dieses Themas verstärkt anzunehmen. Es sei quasi eine Pflicht mit Blick auf die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, bestehende Gewerbe- und Industrieflächen zumindest zu sichern. Es müsse, so Püchel, in jedem Fall vermieden werden, leerstehende oder frei werdende Industrieflächen für den Wohnungsbau oder den Handel freizugeben. „Konsequent sollte jeder Quadratmeter im Stadtgebiet durchforstet und auf Eignung zum Gewerbe- oder Industriegebiet überprüft werden.“ IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel verweist auf die Nachbarregionen, die in Konkurrenz mit Flächen Unternehmen lockten.

„Ende von Kommunalpolitik“

Wie der Stadtkämmerer beim Sparen, so vermisst auch die IHK-Spitze bei den Kommunalpolitikern den nötigen Mut, sich für die Sicherung und den Ausbau von Industrieflächen einzusetzen. Von einer Verweigerungshaltung vor Ort ist gar die Rede – auch wenn es um die Ausweisung neuer Wohnbaugebiete gehe. Damit gemeint ist unter anderem das schnelle Einknicken vor Bürgerprotesten. „Das macht uns persönlich etwas ratlos.“

Auch Wohnbauflächen werden knapp. Wer jedoch eine wachsende Region will, so Püchel, der müsse neue Wohnbaugebiete ausweisen und Baulücken konsequent nutzen. Aus Sicht der IHK wäre es das „Ende von Kommunalpolitik“, wenn es nicht mehr gelänge, auf die Herausforderungen bei den Gewerbe- und Industrieflächen sowie beim Bedarf an Wohnbauflächen angemessen zu reagieren.

Stimmung der Wirtschaft steigt

Die Stimmung der Wirtschaft in Mülheim, Essen und Oberhausen steigt indes wieder. Fast 90 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit befriedigend oder gut. „Im Vergleich zum Jahresbeginn“, so Jutta Kruft-Lohrengel, „bedeutet das eine Verbesserung.“ Jeder vierte Betrieb, auch das ergab eine Online-Befragung der IHK, geht davon aus, dass sich seine Lage in den nächsten Monaten weiter verbessern wird. Acht Prozent fürchten dagegen eine Verschlechterung. Aktuelle Krisen im Ausland, aber auch neue Belastungen wie der Mindestlohn führten zur Verunsicherung, heißt es.

Gefragt zum Mindestlohn erklärten allerdings 86 Prozent der Unternehmen, dass die Erhöhung des Lohnes für sie nur einen „geringen bis mittleren finanziellen Aufwand“ bedeute. Die Befürchtungen zahlreicher Ökonomen und Arbeitsmarktforscher sind somit nicht eingetreten. Allerdings: Drei von vier Betrieben beklagen durch den Mindestlohn einen höheren bürokratischen Aufwand als in der Vergangenheit.