Die Singgemeinschaften kommen langsam in die Jahre. Da macht der Chor der Friedrich Wilhelms-Hütte in der Mülheimer Gesangslandschaft keine Ausnahme. Aber – und das zeichnet wohl alle Chöre aus – sie machen wacker weiter. Beim FWH-Chor sind drei Viertel der Mitglieder über 60 und älter. „Ja“, sagt Vorsitzender Horst Rüsing, „wir haben Nachwuchssorgen wie alle anderen Chöre auch“. Aber zum Glück gebe es noch ein paar junge Leute unter 30.
Während die Mitsingabende landauf, landab immer mehr Zulauf finden, sind die Zahlen in den Chören rückläufig. Das liegt daran, „dass sich die Leute heute nicht mehr festlegen wollen“, sagt Nicole Dubnick, 2. Vorsitzende. Mit 21 Jahren hat sie angefangen, ist mittlerweile seit 22 Jahren dabei. Festlegen heißt, dabei zu bleiben: Jeden Mittwoch wird im Gemeindehaus Herz-Jesu an der Ulmenallee in Broich geprobt. Dazu kommen die Auftritte bei Konzerten.
Immerhin hat der FWH-Chor noch 28 Aktive, darunter sechs Männer. 1929 von Mitarbeitern der Friedrich Wilhelms-Hütte gegründet, war es einst ein reiner Männerchor mit 54 Sängern. Heutzutage sind die Frauen tonangebend. Die Bandbreite ist groß, das Repertoire anspruchsvoll und vielseitig. Im Laufe der Jahre wurde das Repertoire erweitert von Madrigalen über Folklore, geistliche Musik Gospels, Spirituals und Musicals bis hin zu modernen Popsongs. Einen Anlass zum Feiern hat Kapellmeister und Musikdirektor Fürst Juri Dadiani: seit 15 Jahren leitet er den FWH-Chor.
Tradition haben die Konzerte im Wohnstift im Uhlenhorst. Dass es in Mülheim insgesamt zu wenig Auftrittsmöglichkeiten für Chöre gibt, bereitet Leni Rüsing (Schriftführerin) Sorge. Nach dem Umbau des Handelshofes sei der große Saal weggefallen und Konzerte in Schulen seien auch schon nicht mehr machbar. „Und die Stadthalle, die kann sich keiner mehr leisten.“
Ein neuer Versuch wird nun mit einem Konzert am 14. Juni, 16 Uhr, im Gasthaus „Union“ an der Neustadtstraße 19 gemacht. Für einen locker-beschwingten Nachmittag hat sich der Chor Verstärkung geholt: Die Mezzosopranistin und Entertainerin Kerstin Brix sowie Gabriele Kortas-Zens am Klavier sind mit von der Partie. Die Gesamtleitung hat Fürst Juri Dadiani. Songs der Beatles wie „Yesterday“, Melodien aus Musical wie „Cabaret“, Oldies wie „Moon River“ und „Singing in the Rain“, Schlager von Udo Jürgens „Mit 66 Jahren“ und Lieder von Abba stehen auf dem Programm. Beginn ist bereits um 14.30 Uhr, wo Kaffee und Kuchen angeboten werden. Vielleicht gibt’s später dazu den musikalischen Nachschlag „Aber bitte mit Sahne“.