Broich. .
Das kleine Team der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) hat sich an ein ganz großes Projekt herangemacht: die Rettung von Schloß Broich. Die ältesten Teile stammen aus dem neunten Jahrhundert, immer wieder wurde etwas gebaut, erneuert, geflickt. Aber ausgerechnet in einer Zeit, in der die Stadt keinen Euro mehr übrig hat, beginnt das Schloss zum Problem zu werden. Vor sechs Jahren lösten sich größere Steine aus der Ringmauer. Es begann ein Wettlauf gegen den Verfall. Das Schloss musste gesichert werden.
Viele Angriffe, Schlachten und Belagerungen hat diese spätkarolingische Festung überstanden – es ist die Zeit, eindringendes Wasser, chemische Reaktionen, die sie nun bröckeln lassen. Analysen zum Bauwerk, das die Stadt am 7. März 1938 erwarb und das 2002 in die Obhut der MST ging, gab es schnell. Sanierungsbedarf besteht an der kompletten Ringmauer, am Torbogen, an den Turmfragmenten, eigentlich an fast allen Ecken und Enden. Bei der Ermittlung der Kosten mussten alle schlucken, irgendein Betrag zwischen vier und fünf Millionen Euro wird es sein. 2020, so das ehrgeizige Ziel der MST, soll das Wahrzeichen der Stadt wieder hergerichtet sein. Nicht zu schaffen?
Räume strahlen Eleganz aus
Die Repräsentationsräume im Schloss wie das Wappenzimmer im Palas-Gebäude sind längst saniert und strahlen jene historische Eleganz aus, die das ganze Ensemble eines Tages wieder haben soll. Die Sanierung steht ausgerechnet in einer Zeit an, in der auch das Land NRW den Denkmalschutz nicht mehr fördert, weil auch in Düsseldorf das Geld nicht mehr reicht. Der Bund hat noch Töpfe, die die MST anzapft, auch mit der Hilfe der damaligen Bundestagsabgeordneten Ulrike Flach (FDP). Die Stadt selbst stellt ihrer Tochter MST jährlich Geld zur Verfügung, damit der Erhalt des Denkmals geschultert werden kann.
Doch all das reicht nicht. Allein die Restaurierung der Fassade zur Straßenseite hin kostete rund 440 000 Euro, die Sanierung der Ringmauer im Innenhof direkt neben dem Hochschloss beginnt in diesen Tagen und erfordert Mittel in Höhe von 310 000 Euro. Die dringend erforderliche Sanierung der Turmfragmente, die bisher nur notdürftig gegen den weiteren Verfall gesichert wurden, werden weitere 650 000 Euro kosten. Mit einer guten halben Million ist die Sanierung der äußeren Ringmauer veranschlagt. Insgesamt acht Bauabschnitte wurden zur Rettung des Schlosses ausgemacht.
Mit Dr. Ägidius Strack steht der MST ein renommierter und landesweit anerkannter Gutachter zur Seite, der unter anderem bereits die Restaurierung von Schloß Drachenburg, der Nibelungenhalle und des Bonner Münsters gemeistert hat. Mit dem Kölner Ingenieurbüro für Baukonstruktionen Schwab Lemke bringt ein Expertenteam für historische Bauten seine Erfahrungen in Broich ein.
Ohne Hilfe der Bürger und von Unternehmen, daran lässt man bei der MST keine Zweifel, ist das ehrgeizige Werk nicht in der angedachten Zeit zu bewältigen. Spenden, große und kleine, gibt es immer wieder. Seit einem Jahr bringen sich Unternehmen auch als so genannte Schlossretter ein, sie nutzen eine von der MST zur Verfügung gestellte Werbefläche vor dem Schloss, präsentieren sich dort mit ihrem Namen, das „Werbegeld“ fließt in die Sanierung, in der Regel sind es mehrere tausend Euro. Inge Kammerichs, Chefin der MST, ist ständig auf der Suche nach weiteren Rettern. Es ist Klinkenputzen für den Erhalt eines Stücks Mülheimer Stadtgeschichte. Um weitere Mittel zu rekrutieren, gibt es jetzt auch Silbermünzen, die als Schlossretter-Gedenktaler ab sofort zu kaufen sind und die Kampagne unterstützen.
Gedenkmünze zum Erhalt
Große historische Ereignisse und Persönlichkeiten inspirieren oft Erinnerungsstücke als Andenken. Gedenkmünzen haben auch für Schloß Broich Tradition – so erinnert heute noch ein historischer Rechenpfennig im Museum im Hochschloss an das Schicksal des einstigen Schlossherren Wirich VI. nach der Belagerung des Schlosses Ende des 16. Jahrhunderts.
Eine schönere Erinnerung ist hingegen die an Prinzessin Luise, die mit ihrem Aufenthalt auf Schloß Broich einst die Herzen der Mülheimer gewonnen hat. Ihr Antlitz ziert den „frisch geprägten“, silbrig glänzenden Taler, der nun zum Preis von nur 2 Euro zu erwerben ist. Diese Schlossretter-Münze mit einem Durchmesser von 2,5 cm füllt mit jedem Kauf das Spendenkonto ein wenig mehr und sichert somit den Erhalt der ältesten spätkarolingischen Befestigungsanlage im deutschen Sprachraum. Die auf 2500 Stück limitierte Münze ist ab sofort erhältlich in der Mülheimer Touristinfo im Medienhaus, Synagogenplatz 3. Sie wird außerdem beim Pfingst-Spektakulum, 23. bis 25. Mai, an der Kasse zum Schloss angeboten.