Mülheim. . Die Eröffnung der Theatertage war eines 40. Geburtstages würdig. Auftakt mit „Die lächerliche Finsternis“ vom Burgtheater Wien.
Die Eröffnung der Mülheimer Theatertage in der Stadthalle war eines 40. Geburtstages würdig: Eine für sich gelungene Inszenierung – nicht übertrieben, aber mit Liebe zum Detail. Das begann mit dem offiziellen Teil und beswingten Klängen vom Jubitone Trio bei einem Glas Sekt und eloquenten Reden, ging über ein wunderbar wagemutiges Stück nebst einer erfrischend-kontroversen Publikumsdiskussion und endete gegen Mitternacht mit einer Party samt Ruhrpott-Leckereien und Überraschungssäckchen aus Filoteig.
Gäste aus Politik und Wirtschaft
Theatermacher und Stücke-Fans aus nah und fern, Gäste aus Politik und Wirtschaft hatten sich im originell ausstaffierten Foyer versammelt, das gleichzeitig Festival-Zentrum ist. Die großen Anfangsbuchstaben der sieben Stücke, die bis 4. Juni zu sehen sein werden, hängen von der Decke. Sie bestehen aus Wellpappe wie auch die Möbel, wo es auf Tischen spielerisch mit Stempeln von Worten auf Papier zur Sache geht. Die Gestaltung besorgte Bühnenbildnerin Cordula Körber.
Kinder-Stücke starten heute
Als zweiter Wettbewerbsbeitrag ist heute und morgen, jeweils 19.30 Uhr, „Wunsch und Wunder“ von Felicia Zeller vom Staatstheater Saarbrücken in der Stadthalle zu sehen.
Die Kinder-Stücke starten heute, 9 und 11 Uhr, im Ringlokschuppen, mit „Dreier steht Kopf“ und dem Theaterhaus Ensemble aus Frankfurt/Main. Info: www.stuecke.de
Persönliche Bezüge zu 40 Jahre Mülheimer Theatertage fand Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld in ihrer Ansprache. Sie verwies auf die Bedeutung des innovativen Festivals, das einst das Theater an der Ruhr und den Ringlokschuppen nach sich gezogen habe. Bernd Neuendorf, Staatssekretär im NRW-Kulturministerium, hob den internationalen Ruf der Stücke mit Gegenwartstheater als ein Spiegel der Gesellschaft hervor: „Deshalb sind sie in der Theaterlandschaft so unersetzlich.“ Die Stücke seien mit Sicherheit nicht in die Jahre gekommen, sondern hätten sich mit Dynamik immer wieder neu erfunden: Dazu zählte die Übersetzerwerkstatt und die 2010 dazu gekommenen Kinder-Stücke. „Junges Publikum zu gewinnen ist ein wichtiges Anliegen der Kulturpolitik.“ Als „Geschenk“ vom Land brachte Neuendorf zusätzlich einen Werkauftrag für ein neues Kinder-Stück für den diesjährigen Preisträger mit.
Voll war der Theatersaal beim Auftakt mit „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz in einer Aufführung des Burgtheaters Wien und einem Ensemble aus vier fabelhaften Darstellerinnen. In diesem globalen und kolonialkritischen Stück begeben sich vier Männer, gespielt von Frauen, auf eine Odyssee durch den Dschungel: mit der energiegeladenen jungen Schauspielerin Stefanie Reinsperger als somalischer Pirat, einer herrlich schroffen Catrin Striebeck und der gefühlvollen Frida-Lovisa Hamann als Bundeswehr-Offiziere sowie einer skurrilen Dorothee Hartinger in gleich drei Rollen als Soldat, Blauhelm und Missionar.