Mülheim. Die Polizei Essen/Mülheim zeigt Bürgern mit individueller Beratung, wie sie die eigenen vier Wände besser gegen Langfinger schützen können.

Von außen erscheint das Drei-Parteien-Haus in einer ruhigen Wohnsiedlung unscheinbar, fast unauffällig. Dennoch könnten Einbrecher es als lohnendes Ziel betrachten, macht Kriminalhauptkommissar Peter Beckmann den Bewohnern Anke und Stefan Meier (Namen geändert) unmissverständlich klar. Der Experte zeigt den Eheleuten bei einem Vor-Ort-Termin, wie sie ihr Haus vor Langfingern schützen.

„Einbrecher sehen von außen nicht, was in einem Haus zu holen ist, können aber einschätzen, mit wie viel Aufwand und Risiko ein Einbruch verbunden ist“, so der Experte. Anwohner können dafür sorgen, dass viele Einbrecher gar nicht erst zur Tat schreiten. Um sich in einen Einbrecher hineinzuversetzen, helfe es sich vorzustellen, man habe sich ausgeschlossen und wolle ins Haus. „Wo ist der Punkt, an dem man ansetzen kann?“, fragt Peter Beckmann Stefan Meier auf der Veranda. Der erste Blick fällt auf die verglaste Verandatür.

Einbrecher suchen den Weg ins Haus über Schwachpunkte

Die meisten Einbrecher suchen den Weg ins Haus über Schwachpunkte wie Fenster, Türen oder Fenstertüren, über die drei Viertel aller Angriffe erfolgen, erzählt Beckmann. „Meist reichen die einfachsten Hilfsmittel, beispielsweise ein Schraubendreher, um Türen oder Fenster aufzuhebeln und sich Zugang zu verschaffen.“ Solche Werkzeuge finden Einbrecher oft vor Ort, beispielsweise in der Gartenlaube oder der Garage. Diese sollten immer abgeschlossen sein.

Zur Abwehr eines Angriffs oder zur vorherigen Abschreckung empfiehlt Beckmann sichtbar angebrachte Zusatzschlösser an Fenstern und Türen. „Diese sind samt Einbau ab rund 200 Euro pro Stück erhältlich.“ Lichtschächte zum Keller als mögliches Einfallstor sollten ebenfalls gesichert werden, beispielsweise mit einem Gitter.

Auch wachsame Nachbarn könnten helfen, Einbrüche zu verhindern. „Die Hecken im Garten sind hoch und verdecken die Sicht auf das Grundstück erheblich“, gibt Berater Beckmann Stefan Meier zu verstehen. Zudem biete die Hecke kleine Schlupflöcher.

Licht spielt eine wichtige Rolle

Auch Licht spiele bereits bei der Abschreckung der Täter eine wichtige Rolle, so der Experte. Statt Bewegungsmelder empfiehlt er Leuchten, die in der Dämmerung zunehmend heller werden und einen breiten Lichtkegel erzeugen. „Müsste ein Einbrecher ins Licht laufen und dort agieren, wäre seine Hemmschwelle direkt viel größer.“

Kostenlose Beratung bei der Polizei

Persönliche Beratung zum Thema Einbruchsprävention gibt es beim Fachkommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz bei der Polizei Essen/Mülheim, an Büscherstraße 2-6 in Essen.

In einer Ausstellung im Essener Polizeipräsidium wird unter anderem gezeigt, wie Fenster und Türen mit einfachen Mitteln geschützt werden können.

Experten der Polizei führen auch Beratungsgespräche in den eigenen vier Wänden durch. Unter der 0201-829 4444 kann bei der Kriminaltechnischen Beratung ein kostenloser Termin vereinbart werden.

Fast die Hälfte der Einbrüche findet entgegen der landläufigen Meinung jedoch am Tag statt. Von NRW-weit 54 953 Wohnungseinbruchdiebstählen im Jahr 2013 waren 25 632 Fälle (46,6 Prozent) Tageswohnungseinbrüche. Beckmann warnt vor dem üblichen Fehler, tagsüber bei Abwesenheit die Rollläden herunterlassen. „Die meisten Rollläden, gerade aus Plastik, bieten keinen Schutz vor Einbrechern und signalisieren, dass niemand zuhause ist.“

Auch ein Mehrfamilienhaus wie das der Meiers biete da keinen zusätzlichen Schutz. „Das Treppenhaus ist quasi ein halböffentlicher Raum. Rein kommt man immer irgendwie“, sagt Beckmann. Daher solle man anstatt in den Schutz der Haustür lieber in die Wohnungstür investieren, die „aus einem Guss“ ohne Schwachstelle sein sollte.

Die Meiers folgen aufmerksam Beckmanns Ausführungen, erhalten einen Beratungsbogen, der mögliche Schwachstellen auflistet. Stefan Meier will den Experten-Tipps folgen und sein Haus künftig besser schützen: „Wir werden Zusatzschlösser für die Fenster kaufen.“