Saarn. .
Am gestrigen Donnerstag, 23. April, stand wieder Lernen fürs Leben auf dem Plan: Bundesweit, auch in Mülheim, nahmen zahlreiche Jugendliche am Girls’ Day beziehungsweise Boys’ Day teil. Mädchen machten sich auf, Berufe kennenzulernen, in denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt. Umgekehrt waren auch Jungen unterwegs: Drei von ihnen verbrachten den Vormittag im katholischen Kindergarten „Auf den Hufen“.
Für den 13-jährigen Nico von der Essener Bertha-von-Suttner-Realschule und Tom Nolde (15) von der Luisenschule war die Teilnahme am Jungen-Zukunftstag verpflichtend. An der Gustav-Heinemann-Gesamtschule, die Paul Ostermann (13) besucht, galt das nicht, „aber fast alle aus meiner Klasse haben mitgemacht“, berichtet er.
In der Saarner Kindertagesstätte, die von der Contilia-Gruppe betrieben wird, hatten es die Schüler mit rund 60 Jungen und Mädchen zu tun, vom Winzling mit Windel bis zum Vorschulkind. Beim Vorlesen, Memory oder Fußballspielen im Hof kam die Mitwirkung der Jungs offensichtlich gut an.
Das Familienzentrum nimmt seit Jahren am Boys’ Day teilt. Wie Leiterin Andrea Rosin berichtet, waren auch schon häufig Schüler dort, die ein Sozialpraktikum absolvieren. Doch erst einen einzigen männlichen Kollegen, einen angehenden Erzieher in Ausbildung, hatte sie vorübergehend im Team.
Die Gründe sind für die Frau mit 30-jähriger Berufserfahrung ersichtlich: „Die Anforderungen sind in den letzten fünf, sechs Jahren in allen Bereichen stark gewachsen. Aber der Dienst am Menschen, egal ob kleine Kinder, Kranke oder Senioren, wird nicht angemessen honoriert.“ Womit Frauen offenbar eher zu leben bereit sind als Männer. „Viele junge Männer nutzen die Ausbildung als Erzieher, um darauf ein Studium aufzubauen“, sagt Andrea Rosin.
Interessant sind in diesem Zusammenhang beispielsweise auch die Geschlechterquoten am St. Marien-Hospital, das ebenfalls zur Contilia-Gruppe gehört: Dort sind nach Unternehmensangaben von 271 Pflegekräften nur 55 männlich, aber 53 von 79 Ärzten.
Im Vorjahr hatte die städtische Gleichstellungsstelle den Boys’ und Girls Day noch zentral koordiniert. Diesmal war dies aus personellen Gründen, wie es heißt, nicht möglich. Die Jugendlichen nutzten die entsprechenden Internetplattformen, um sich einen Platz zu organisieren. Viele interessierte Mädchen waren gestern beispielsweise bei Siemens, in den Mülheimer Max-Planck-Instituten, beim Stahlrohrhersteller Vallourec oder bei der Berufsfeuerwehr zu Gast.