„Beinahe wäre ich von einem Motorradfahrer erfasst worden, als ich die Straßen überqueren wollte.“ Siegfried Thome beklagt, dass an der Gneisenaustraße in Heißen die Autos zu schnell fahren. Für den Rentner ist die Straße, an der sein Haus liegt, eine jener Problemstellen, nach denen erst vor kurzem wieder die Polizei vor ihrem großen Blitzmarathon gesucht hat. „Vor allem während des Berufsverkehrs rasen die Autos morgens und abends hier entlang.“ Thome, der schon seit 1960 an der Gneisenaustraße wohnt, macht sich nach seinem Erlebnis mit dem Motorrad, nicht nur um sich selbst Sorgen, er hat vor allem die Kinder im Blick, die in dem Wohngebiet leben.
An der Straße liegt die U-Bahnhaltestelle, von der viele Kinder und Jugendliche zur Filchnerschule und zum Gymnasium Heißen laufen. Aber auch viele Senioren seien hier unterwegs, um zu dem nahegelegenen Edeka-Markt zu gelangen. Zumal: Bis 2009 habe hier Tempo 30 gegolten, erinnert sich Thome. Warum die Regelung aufgehoben worden ist, kann er nicht nachvollziehen. „Erst kürzlich hat sich die Polizeigewerkschaft dafür ausgesprochen, noch mehr solcher Zonen einzurichten“, betont er. Und er verweist auch auf die groß angelegten Blitz-Aktionen der vergangenen Zeit.
Sein Eindruck ist auch, dass sich kaum jemand an das jetzt geltende Tempo 50 halten würde. „Ich bin mal mit dem Bus gefahren und hatte ein mobiles Navi-Gerät dabei, über das sich auch die Geschwindigkeit messen lässt. Mein Ergebnis: Auch der Bus fährt schneller.“ Sein Vorschlag in Richtung Stadt: „Hier sollten einmal Geschwindigkeitsmessungen über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden.“ Eine Lösung seines Problems könnte so aussehen, wie jetzt schon an der benachbarten Max-Halbach-Straße der Verkehr geregelt ist. Denn dort gibt es eine Tempo 30-Zone, obwohl sie nur einseitig bebaut sei und es nur einen Bürgersteig gebe. Auf der Gneisenaustraße hingegen seien viel mehr Fußgänger unterwegs, da die Straße beidseitig bebaut sei. Auch würden mehr Fußgänger die Straße querfeldein überqueren, da zwischen den regulären Ampel-Übergängen kein Zebrastreifen vorhanden sei.
Siegfried Thome sieht seine Straße aber auch noch aus anderen Gründen vernachlässigt. Das Wurzelwerk alter Bäume ist an manchen Stellen zur gefährlichen Stolperfalle geworden. Einmal direkt vor seinem Haus. Aber auch vor der Hausnummer 33 hat ihn so eine Wurzel zu Fall gebracht, als er dem zu schnellfahrenden Motorrad ausgewichen und auf die andere Straßenseite gelaufen ist.
Besonders ärgert den Rentner aber, dass die Stadt bisher auf seine Anfragen nicht im angemessenen Maße reagiert hätte: Beim letzten Tag der älteren Generation im Forum hat er einen Stadtmitarbeiter angesprochen und diesem dann eine E-Mail geschickt. Die einzige Reaktion: eine Lesebestätigung. Auch die Antwort jetzt befriedigt ihn nicht: Die Gneisenaustraße sei nie Tempo 30-Zone gewesen. Lediglich punktuell habe diese Begrenzung gegolten, da in der Nähe ein Kindergarten gewesen ist, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Den Kindergarten gebe es nun nicht mehr, also sei auch die Beschränkung aufgehoben worden. Und zu den Wurzeln: Es bestehe dort nun einmal ein alter Baumbestand, da seien Unregelmäßigkeiten im gesamten Gehweg unvermeidbar.
Siegfried Thome will aber nicht locker lassen, er sieht sich mit seinen Möglichkeiten, noch nicht am Ende der Straße.