Styrum. .

26 Jahre lang kamen in diesem Raum regelmäßig bis zu 40 Personen zusammen, feierten private Feste, nahmen an Veranstaltungen teil oder trafen sich zum Gedankenaustausch. Der Seminarraum im Obergeschoss des Fachwerkhauses der Feldmann-Stiftung war eine Begegnungsstätte im besten Sinne.

Dann kam die Loveparade 2010. Im Nachgang zu dem Unglück erfolgte eine detaillierte Prüfung öffentlicher Räume – auch die der Feldmann-Stiftung nahm das städtische Bauamt unter die Lupe. Ergebnis: Weil ein zweiter Fluchtweg fehlt, wurde die zugelassene Nutzung des Raumes auf zehn Personen beschränkt. Erst durch die Installation einer Außentreppe als Fluchtweg würde die ursprüngliche Nutzung wieder ermöglicht. Kostenpunkt: Rund 20 000 Euro – eine Summe, die die Stadt aufgrund ihres defizitären Haushaltes nicht aufbringen kann. „Alle Bemühungen, eine Lösung zu finden, sind bislang fehlgeschlagen“, bedauert Max Schürmann, Leiter der Feldmann-Stiftung

Von der Beschränkung betroffen ist auch der Styrumer Geschichtsgesprächskreis e.V., ein Zusammenschluss rüstiger Frauen und Männer, die zwei Mal im Monat in der Feldmann-Stiftung zu lockeren Gesprächen über Styrums Vergangenheit zusammenkommen. Ein Angebot, das sich großer Beliebtheit erfreut – 30 bis 40 Besucher sind die Regel. Die aber müssen sich nun arg drängeln, wollen sie an den Treffen teilnehmen. Als Ausweichquartier steht ihnen ein Raum in der Villa der Feldmann-Stiftung zur Verfügung. Allein, der ist zu klein. Unbedingt wollen die Senioren – und nicht nur sie – in den Seminarraum im Fachwerkhaus zurück. „Wir waren doch von Anfang an dort “, sagt Karl-Heinz Kersch, 82 Jahre und Vorsitzender des Geschichtsgesprächskreises.

Insgesamt 3000 Euro haben sie nun in ihrem Kreis gesammelt – 1000 Euro stammen aus dem Verkauf ihres Bildbandes „Styrum – Ein starkes Stück Stadt“, 2000 Euro kamen von privaten Spendern. „Insgesamt sind damit 6139 Euro an Spenden für die Treppe eingegangen“, rechnet Schürmann vor. Etwas mehr als ein Viertel der veranschlagten Summe also. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben die Mitglieder des Geschichtsgesprächskreises eine Unterschriftensammlung gestartet. 360 Unterstützer haben darauf bislang unterschrieben, weitere sollen folgen. Jetzt überreichten Karl-Heinz Kersch und sein Stellvertreter Fritz Heckmann dem Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon die Unterschriftenliste in der Hoffnung, dass sich auch die Politik für ihr Anliegen einsetze. Czeczatka-Simon, selbst Styrumer, will sich stark machen für die Sache, Gespräche führen und nach Sponsoren Ausschau halten. „Wir erörtern auch, ob Gelder aus den BV-Mitteln gegeben werden können“, so Czeczatka-Simon. Für Feldmann-Chef Schürmann ein Lichtblick: „Dass sich die Politik für uns einsetzen will, ist ein positives Signal.“ Senior Fritz Heckmann, 91 Jahre alt, hat eine viel pragmatischere Lösung parat: „Man könnte den Umbau des Rathausmarktes zurückstellen, der ist immerhin noch funktionstüchtig. Dann würde doch Geld frei.“