Mülheim. Susanne Dickel: Umweltbewusstsein ist bei den Mülheimern gar nicht so gering. Standards für Umwelt-, Klima- und Arbeitsschutz sind wichtig. Aber: Jeder kann etwas tun.
Nur noch 19 Prozent der Deutschen zählen laut repräsentativer Umfrage des Umweltbundesamtes den Umweltschutz zu den wichtigsten Themen. 2013 waren es noch 35 %. Was sagt dazu Dr. Susanne Dickel, Mülheimer Initiative für Klimaschutz?
„Soweit ich weiß, sind heute dennoch deutlich mehr Menschen der Auffassung, dass Umwelt- und Klimaschutz zur Lösung der globalen Probleme beitragen können. Und das ist eine erfreuliche neue Sicht auf die Dinge. Ich bin grundsätzlich optimistisch, was die junge Generation angeht. Bei ihr ist Nachhaltigkeit ein Lebensthema, und es gibt viele kreative Geschäftsideen und alternative Entwürfe für eine neue Arbeitswelt, die beeindrucken.“
CO2-Ausstoß bleibt hoch
Angetan, aber nicht zufrieden ist sich Susanne Dickel damit, dass der CO2-Ausstoß in Deutschland in 2014 um 4,3 Prozent zurückgegangen ist, seit 1990 um 27 %: „Die Richtung stimmt, aber nicht das Tempo. Wenn man bedenkt, dass die Werkbänke heute vor allem in Asien stehen, dann sind die CO2-Reduzierungen im Inland alles andere als beeindruckend. Entwarnung kann nicht gegeben werden. Wenn wir in dem Tempo, z.B. bei der energetischen Gebäudesanierung, weitermachen, sind wir in hundert Jahren noch dabei, den Bestand zu ertüchtigen.“
Die Durchsetzung von Umwelt-, Klimaschutz- und Arbeitsschutzstandards sei vermutlich der einzige Weg, den Menschen weltweit adäquate Lebens- und Arbeitsbedingungen zu sichern. „Der Verteilungskampf um die Ressourcen der Welt hat ja gerade erst begonnen. Ob Fracking oder der Abbau von Ölsanden in den USA, der Raubbau seltener Erden in Afrika oder die Regenwaldabholzung in Ecuador, unter der Ausbeutung leiden Planet und Menschen. Klimaschutz bedeutet nichts anderes, als die Lebensgrundlage für kommende Generationen zu sichern, er ist reale Daseinsvorsorge.“
Und da, so Dickel, treffe das Globale auf das Lokale: „Während Berlin und Brüssel die Standards setzen müssen, geht es auf der kommunalen Ebene darum, die Städte zukunftsfest zu machen. Keine ganz einfach Aufgabe bei der Vielzahl von Handlungsfeldern, dazu zählen der Ausbau der Erneuerbaren Energien, die energetische Gebäudesanierung, der Hochwasserschutz, die Freiraumplanung, der Ausbau des Nahverkehrs, die Radwegeplanung, uvm.“ Gelingen werde dies nur im offenen Miteinander, im Zusammenspiel von Politik, Verwaltung und Bürgern. „Für das, was jeder Einzelne tun kann, empfehle ich ein kluges 4-Minuten-Video auf Youtube „Germanwatch. Die Rechnung“, 2009 gedreht und aktuell.“