Sammlungen für Kopierkunst sind eine weltweite Rarität. Das Mülheimer Copymuseum von Klaus Urbons, mittlerweile heimisch im Makroscope, nennt sich daher „einzigartig“. Hier – und zeitgleich im Medienhaus – startet heute eine Ausstellung mit knapp 30 Arbeiten des italienischen Künstlers Mario Santoro-Woith.

„O.C.D. – Obsessive Copying Dis-order“ hat der Mann, der in Kuba geboren wurde und in Rom aufwuchs, die Schau überschrieben. Dagegen verzichtet er darauf, einzelnen Werken Titel zu geben, um die Freiheit des Betrachters nicht einzuschränken. Santoro-Woith, ursprünglich Fotograf mit Schwerpunkten auf Porträts, Architektur und Skulptur, gestaltet auch Künstlerbücher unter Einsatz des Kopierers und berichtet stolz, dass eines seiner Werke gar im New Yorker Moma ausliege.

Nun ist er von seinem malerischen Wohnort Todi (Umbrien) ins kühle Mülheim gereist, um an zwei Standorten eine Schau zu installieren, die „Copy Art“ in unterschiedlichen Formaten und Techniken umfasst. Basis bildet stets die Fotografie, wobei Santoro-Woith, der früher stets mit aufwändiger Ausrüstung zu Werke ging, inzwischen eine einfache Digitalkamera bevorzugt, „die ich in die Tasche stecken kann“. Um sie im geeigneten Moment rasch hervor zu ziehen.

Er hält bevorzugt Motive aus dem urbanen Umfeld fest, dies können abgestellte Lkw sein oder eine gesichtslose Unterführung, er sagt: „Ich arbeite mit Symbolen, meine Objekte sind alltäglich, nicht spannend.“ Daneben finden sich aber auch klassische Ansichten wie der Trevi-Brunnen oder die Mona Lisa. Auf die Motive kommt es ihm weniger an,als auf den Prozess, der dann folgt: das Kopieren.

Der Künstler sucht zu diesem Zweck das größte Copy-Center Roms auf, betrieben von Freunden, „die viel Geduld mit mir haben“, denn er bringt die Geräte gerne an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. So bannt er Bilder auf schlichtes Packpapier mit groben Knicken, wofür es in der Mülheimer Ausstellung mehrere Beispiele gibt. Oder er wählt handgemachtes, faseriges Reispapier, dunkle Recyclingbögen oder Material, das durch lange Lagerung schon gelitten hat. Es gefällt ihm, Papier zu zerstören, er versteht es als „Spiel mit der Zeit, mit verschiedenen Epochen“.

All das sind Ideen, die auch Klaus Urbons begeistern, den Vater des Makroscope, Zentrum für Kunst und Technik. Einen ersten Hinweis auf die Mülheimer Kopierkunst-Sammlung fand Mario Santoro-Woith nach eigener Schilderung vor Jahrzehnten in einem Fachbuch vom Flohmarkt. Aber erst später, als es das Internet gab, wurde die Anlaufstelle an der Ruhr konkreter, „und dann habe ich einen Brief geschrieben“, so der Künstler. Er sagt tatsächlich „Brief“, nicht Mail...