Mülheim. . Vor der nächsten Tarifrunde mit den kommunalen Arbeitgebern machen die Mülheimer Verdi-Frauen am Freitag vor dem Forum auf die Situation aufmerksam.

Die Beschäftigten in sozialen Berufen sind unterbezahlt -- davon ist die Gewerkschaft Verdi überzeugt. Die erste Runde der Tarifverhandlungen ist im Februar ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Vor der Fortsetzung der Gespräche am 23. März wollen die Mülheimer Verdi-Frauen die Bürger am Freitag mit einer Aktion vor dem Forum (siehe Infokasten) über die aktuellen Arbeitsbedingungen im sozialen Bereich aufklären.

„Die Anforderungen an Menschen in sozialen Berufen, seien es Erzieher, Sozialarbeiter oder Pfleger, sind enorm gestiegen“, erklärt Henrike Greven, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Mülheim-Oberhausen. Deshalb sei bei den Verhandlungen unbedingt eine Lohnerhöhung für diese Beschäftigten fällig „Wir wollen eine höhere Eingruppierung durch die Arbeitgeber erreichen“, sagt Greven. Im Schnitt solle jeder Arbeitnehmer rund zehn Prozent mehr Geld verdienen.

Momentan verdiene ein Erzieher nach abgeschlossener Ausbildung 2360 Euro Brutto im Monat. Studierte Sozialarbeiter bekämen 2703 Euro. „Dies ist viel zu wenig, wenn man bedenkt, welche Belastung und Verantwortung in den Berufen steckt.“ Allein die frühkindliche Förderung sei immens wichtig geworden, deswegen müsse man auch mehr Geld in diesen Bereich investieren. Aber auch andere soziale Berufe würden für die Gesellschaft immer wichtiger. „Die Integration von behinderten Menschen beispielsweise ist in der heutigen Zeit immer mehr ein Thema“, erklärt Greven.

Rund 700 Menschen in Mülheim von Tarifverhandlungen betroffen

In Mülheim seien rund 400 bis 450 Menschen in 39 kommunalen Einrichtungen beschäftigt, hinzu kämen die Beschäftigten in anderen sozialen Einrichtungen. Damit seien rund 700 Mitglieder von den Tarifverhandlungen betroffen. Die Forderungen von Verdi beziehen sich auf Männer und Frauen, wobei der Frauenanteil in sozialen Berufen zwischen 70 und 80 Prozent liege, so Geschäftsführerin Greven. „Die sozialen Berufe müssen aufgewertet und wieder attraktiver gemacht werden, auch für Männer.“

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Die Forderungen von Verdi seien nicht realistisch, sagt dagegen Bernhard Langenbrinck, Hauptgeschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeber Verbandes NRW. „Verdi verlangt Gehaltserhöhungen, die teilweise im Bereich von über 20 Prozent liegen, beispielsweise beim Erziehungsdienst.“ Diese Forderungen könnten bei der momentanen schwierigen Haushaltslage nicht erfüllt werden, ohne Qualitätseinbrüche bei der Kinderbetreuung oder höhere Beiträge für die Eltern zu riskieren.

„Wir haben deutlich gemacht, dass soziale Berufe gesellschaftlich sehr wichtig sind. Als Zeichen der Wertschätzung haben wir 2009 eine eigene Tariftabelle für den sozialen Bereich aufgestellt“, erklärt Langenbrinck, so dass der Verdienst dort bereits über dem Durchschnitt vergleichbarer Berufe liege.

Auch die Stadt Mülheim betont die Bedeutung der sozialen Berufe. „Wir schätzen den Einsatz der Kolleginnen und Kollegen in den sozialen Berufen sehr. Allerdings muss man beachten, dass wir vor leeren Kassen stehen“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels.