Mülheim.. Zum 25. Bestehen zeigt das Mülheimer Backsteintheater mit „Ewig jung“ seine bislang aufwendigste Produktion. Ein Stück, in dem viel Musik drin steckt.

Schwester Ursula hat die älteren Herrschaften eben noch betüdelt und mit Kinderliedern zum Mitklatschen drangsaliert. Doch sowie sie den auf Alarm gebürsteten Senioren den Rücken kehrt, drehen die richtig auf, schlagen Gehstöcke im Rhythmus der Rockmusik auf den Boden, schleudern die Songs ins altersgerechte Wohnambiente: In der Altersresidenz wird die Revolte mit Rock’n’Roll geprobt.

Party-Hits wie „Stay Alive“, „Forever Young“ und „I will survive“ haben sich über Generationen ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. In dieser Produktion bekommen die Ohrwürmer allerdings einen anderen Kontext: die Jugend, das Alter und die Lebensbegrenzung sind die Themen im Stück „Ewig jung“ von Erik Gedeon. Im Jubiläumsjahr zum 25. Bestehen der großen Bühne des Mülheimer Backsteintheaters haben Regisseur Michael Bohn und das Ensemble die große Herausforderung angenommen.

Ein Stück, das zu einem Drittel aus Musik besteht, mit Live-Gesang, der einstudiert werden musste, „teils sogar a cappella“, erläutert Bohn, neuen Liedern, einem Mann am Klavier und eigens dafür entworfenen Choreografien. Um den sieben Akteuren die reifen Gesichter zu verpassen, haben die Maskenbildnerinnen extra Kurse besucht, erläutert Bohn. „Auch technisch musste aufgerüstet werden.“ Headsets, ein Klavier und zusätzliche Podeste auf der Bühne wurden angeschafft.

Zweieinhalbjähriges Ringen hat sich gelohnt

Eine Produktion, „die aufwendig ist, wie wir es bisher noch nicht hatten“. Nicht zuletzt mussten die Rechte für das Stück erworben werden, „die sonst nur an Profi-Bühnen vergeben werden“. Das zweieinhalb Jahre andauernde Ringen des Amateur-Theaters hat sich gelohnt: Am Samstag, 14. März, hat „Ewig jung“ von Erik Gedeon als mittlerweile 26. Programm des Backsteintheaters im Großen Kasino des Ev. Krankenhauses zur Premiere.

Die Spielfreude hat das gut 40-köpfige Ensemble mit Menschen, die im Alltag ihren Berufen nachgehen, fest zusammengeschweißt. Diesmal sind es zwar nur sieben Akteure, die aber einen Stoff auf die Bühne bringen, der es in sich hat. Während die Musik als ein emotionaler Verstärker fungiert, gibt es hoch komische, tragische, nachdenkliche Szenen, die sich um den Verlust von Jugend, das Altern mit Schrulligkeit und Demenz, aber auch um die ungebrochene Lust am Dasein drehen.

Ein Stück „zwischen Reflexion und Rebellion“

Mit amüsanten, berührenden, aber vielleicht auch schockierenden Momenten und Überraschungseffekten muss das Publikum rechnen. Es ist ein Stück „zwischen Reflexion und Rebellion“, sagt Marie Elisabeth Zipp. „Die Grenzen einzuhalten, war uns ganz wichtig.“ Der Grat zwischen Klamauk und aller Ernsthaftigkeit des Themas ist schmal. Das Alter nicht zu veralbern, ist aller Anliegen, sagt Wolfgang Bäcker: „Wir haben immer mit der Liebe zu den Menschen darauf geschaut.“