Der nächste Oberbürgermeisterwahlkampf wird anders sein als beim letzten Mal, vor allem unaufgeregter. Mit Werner Oesterwind (CDU) und Ulrich Scholten (SPD) gehen zwei Spitzenkandidaten ins Rennen um das höchste städtische Amt, die als „angenehme Zeitgenossen“ beschrieben werden, die gerne lachen und gönnen können. Beide sind dem Sport zugeneigt, beide dem Karneval. Im Stadtrat gehören sie nicht zu denen, die das große Wort führen. Sie kommen aus der Mitte ihrer Fraktionen.
SPD und CDU, die Parteitage müssen noch ihren Segen geben, schicken zwei Männer nach vorn, die auch im jeweils anderen politischen Lager Sympathien genießen. In beiden Lagern weiß man das und dass ihr Wahlkampf mit dem „netten Kerl“ auf der anderen Seite nicht unbedingt einfacher wird.
Mit der Absage von Dagmar Mühlenfeld fehlt der CDU auf der SPD-Seite der politische Gegenspieler, der in zwölf Jahren Amtszeit neben guten Leistungen, eben auch Fehler gemacht hat, dem Pannen unterlaufen sind, und unter dem Mülheim sich eben nicht so entwickelt, wie mancher es sich gewünscht hat. Und die SPD hat bei der CDU nun keinen Kandidaten vor der Brust, der von Beginn an Angriffsfläche bietet und für dem man sich schon in den vergangenen Monaten warmlaufen konnte.
Beide Kandidaten sind 57 Jahre alt, der eine kommt aus SPD-Hochburg Eppinghofen, der andere aus dem CDU-Hochland Saarn. Beide arbeiten in der Wirtschaft, Scholten als Personalchef bei Salzgitter Mannesmann, Oesterwind bei der Karstadt-Tochter Le Buffet. Ihrer Partei gehören sie seit Mitte der 70er Jahre an. Scholten ist seit 1999 Ratsmitglied, Oesterwind kam zehn Jahre später, machte bis dahin Stadtteilpolitik.
Nach dem Spitzenamt befragt, antworten beide: „Die Aufgabe reizt mich.“ Als Männer der Wirtschaft sehen sie keine Probleme, den 3000-Mann-Laden Stadtverwaltung zu lenken. Die finanzielle Gesundung der mit 1,4 Milliarden Euro verschuldeten Stadt beschreiben sie als ein zentrales Anliegen. Und kein Kandidat wird in Mülheim vors Volk treten, der nicht auch die Belebung der Innenstadt sich auf die Fahne schreibt. Auch mit Sicherheit und Sauberkeit haben es beide, Oesterwind sitzt dem Ausschuss für Bürgeranliegen, Sicherheit und Ordnung vor.
Von eigenen Leute wird Scholten, unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH, so beschrieben: „Er ist ein Managertyp mit sozialem Gewissen“, sagt Constantin Körner. Dieses soziale Gewissen schätzen die Genossen. Damit soll Scholten auch jenseits der SPD fischen. Und Oesterwind? Die CDU setzt darauf, dass er mehr als die Union gewinnt: „Wir glauben“, sagt der Kreisvorsitzende Andreas Schmidt, „dass er ein breites Bürgerbündnis über Parteigrenzen hinweg für einen Neuanfang in der Stadt hinter sich vereint.“