Mülheim. Die 79-jährige Mia Ohm kümmert sich als „Lila Fee“ regelmäßig um drei Mädchen. Deren alleinerziehende Mutter freut sich über die Entlastung.

Die quirligen Drillinge Laura, Leonie und Amelie halten Mia Ohm ganz schön auf Trab. Seit gut zwei Jahren besucht die 79-Jährige ein bis zwei Mal pro Woche die Familie, um Katrin Fischer mit den siebenjährigen Mädchen zu entlasten. Die berufstätige Erzieherin ist seit 2012 alleinerziehend und organisiert ihren anstrengenden Alltag mit den blonden Wirbelwinden ziemlich allein, kann aber, wie sie betont, auch auf Vater und Schwester zählen.

„Ich bin durch einen Zeitungsartikel auf die Lila Feen aufmerksam geworden“, so die 37-jährige Mutter. So stellten sich kurz darauf die Initiatorin des Ehrenamt-Projektes, Ilse Schwarzer, und Mia Ohm bei den Fischers vor. „Am Anfang war es gar nicht so einfach und ich habe gedacht: Jetzt schmeiße ich das Handtuch“, erinnert sich Mia Ohm.

Gemeinsam basteln, tanzen, spielen

Aber Aufgeben sei nicht ihre Art, so die ruhige Frau. „Ich war schließlich 30 Jahre Grundschullehrerin.“ Mittlerweile sind die Vier ein eingespieltes Team und haben viel Spaß zusammen. Gemeinsam basteln, tanzen oder spielen sie. Nicht selten ist danach das Wohnzimmer zum Kinderzimmer umgeräumt, gibt Mia Ohm zu.

Schon kniet die sportliche Seniorin am Boden und baut das Mensch ärgere Dich nicht-Spiel auf, hat eigentlich keine Zeit zum Quatschen, denn die Kinder belegen sie mit Beschlag. Wenn Mia Ohm zweimal pro Woche kommt, geht die Drillingsmutter einkaufen oder nimmt einen Arzttermin wahr. „Dazu haben die Mädchen nach dem langen Schultag keine Lust mehr“, so Katrin Fischer.

Zwölf Frauen und ein Mann als Lila Feen im Einsatz

Seit kurzem kümmert sich die Lila Fee, Mutter einer Tochter und Oma einer Enkeltochter, noch um ein weiteres, fünfjähriges Zieh-Enkelkind. „Als ich aufgehört habe zu arbeiten, wollte ich mich engagieren. Ich habe überlegt: Was kann ich und was macht mir Freude?“ Bevor sie auf das Lila Feen-Projekt aufmerksam geworden sei, hat sie Flüchtlingskindern Deutsch beigebracht.

Mia Ohm ist das beste Beispiel für das Ehrenamt-Projekt, erklärt die Koordinatorin Miriam Dinnus. „Wir suchen für alleinerziehende Eltern eine Art Ersatz-Oma oder auch -Opa.“ So sind zurzeit zwölf Frauen und ein Mann im Einsatz, die 18 Kinder aus 14 Familien betreuen.

In der Regel holen sie die Kinder von der Schule oder aus dem Kindergarten ab und kümmern sich um sie, bis ihre Mütter – eine Familie mit alleinerziehendem Vater sei zurzeit nicht dabei – nach Hause kommen. „Wir möchten beide Seiten einladen, auf uns zuzukommen“, so Miriam Dinnus. Natürlich achte man bei der Auswahl auf die Möglichkeiten der Lila Feen, Wünsche der Familien und gegenseitige Sympathie.

Feen und Engel entlasten Alleinerziehende und junge Familien 

Wenn Großeltern nicht zur Verfügung stehen, springen „Lila Feen“ und „Wellcome-Engel“ ein, bieten mit ihrem Ehrenamt Eltern eine Art moderner Nachbarschaftshilfe. 13 Lila Feen, Frauen und auch ein Mann, sind für alleinerziehende, berufstätige Mütter oder Väter mit Kindern im Kindergarten- oder Grundschulalter im Einsatz; acht Wellcome-Engel unterstützen aktuell junge Familien.

Beide Projekte, in Kooperation mit der Ev. Familienbildungsstätte und dem Diakonischen Werk, seien in den letzten Jahren gut angelaufen und ebenso gut aufgestellt, freut sich Annette Sommerhoff. „Sie befinden sich aber im Fluss und deshalb weisen wir darauf hin, dass sich Ehrenamtliche sowie Eltern, die Unterstützung benötigen, bei uns melden können“, so die Leiterin der Ev. Familienbildungsstätte. Spaß und Erfahrung im Umgang mit Kinder sowie Lebenserfahrung seien für die Aufgabe wichtig, sagt Annette Sommerhoff.

Ein bis zwei Mal pro Woche im Einsatz

Der Unterschied zwischen den Programmen ist: Die Lila Feen unterstützen alleinerziehende Mütter und Väter in Beruf und Ausbildung bei der Betreuung der Kinder. Das Angebot ist für Elternteile gedacht, die nicht in der Lage sind, eine Tagesmutter oder Kinderfrau zu engagieren.

Dagegen entlasten die Wellcome-Engel junge Familien in der nachgeburtlichen Phase, bis die Kinder rund ein Jahr alt sind. Ein- bis zweimal in der Woche nehmen sich Feen und Engel nach Absprache für ihre Schützlinge Zeit.

Für weitere Informationen zum Projekt „Lila Feen“ steht Miriam Dinnus unter 3003 277; für „Wellcome“ Karen Brinker unter 3003 315 zur Verfügung.