Mülheim.. Mit der jecken Zeit lässt sich gut Geld verdienen. Bäcker profitieren davon, ebenso Wirte, Getränke- und Großhändler. Und Kostümverkäufer sowieso.

Fünf Tonnen Bonbons extra, anderthalb Tonnen Popcorn und viereinhalb Tonnen sonstiger Süßwaren – die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Karneval kurbelt das Geschäft des Mülheimer Metro-Großmarktes an. „Kamelle, Kölsch, Karnevalsorden, Kostüme – bei uns gibt es fast alles, was die Jecken benötigen“, so Geschäftsleiter Adam Clasen. Nicht nur er hat das Potenzial der fünften Jahreszeit erkannt. Auch Bäcker profitieren davon, Gastwirte, Getränkehändler – und natürlich die Spezialisten, die sich über Wochen ausnahmslos auf die Jecken konzentrieren.

Bodo Albes gehört zu diesen Spezialisten. Der Mülheimer ist Inhaber des gleichnamigen Ladens in Duisburg und verdient sein Geld mit Saisonartikeln: mit Knallern zu Silvester, Gartenmöbeln zur Sommerzeit und eben dem Equipment zu Fasching. „Mindestens 20.000 Kostüme“ habe er zurzeit im Angebot, dazu „Regalstraßen voll Zubehör“. Mit der Leidenschaft der Deutschen fürs Verkleiden macht Bodo Albes 15 Prozent seines Jahresumsatzes – über 200.000 Euro spüle der Spaß in die Kasse. Er sei wichtiger Geschäftszweig, aber auch ansonsten ein Vergnügen: „90 Prozent der Kunden zu Karneval sind nämlich gut gelaunt.“

Ein Umsatzplus von „über den Daumen 10 Prozent“ beschert die bunte Zeit Peter Hemmerle, Geschäftsführer der Traditionsbäckerei. Er verdient an den Essgewohnheiten der Menschen. „An normalen Tagen backen wir 500 Berliner, an Weiberfastnacht und Rosenmontag sind es 10.000.“ Und es gibt nicht nur eine Sorte, sondern mit Smarties belegte, mit Schokolade verzierte, mit Eierlikör gefüllte. . . Krapfen, Mutzenmandeln und Narrenköpfe ergänzen das Angebot an Fettgebackenem. „Wenn wir noch bessere Anlagen dafür hätten, könnten wir noch effizienter produzieren“, so Hemmerle – doch für eine aufwendige Anschaffung sei die Jeckenzeit dann doch zu kurz.

Für Gastwirte in der Innenstadt ist Fasching eine lukrative Sache

Das Köpi Friedrichstraße liegt an der Strecke des Rosenmontagszuges, und so ist der Andrang jedes Jahr groß. Inhaberin Simone Ostenfeld aber achtet darauf, wer rein darf in die gute Stube. Krawallbrüder bleiben draußen, „sonst kann ich hinterher renovieren“. Die Einnahmen steigen um 50 Prozent, und auch für die Kollegen in der Innenstadt sei Fasching eine lukrative Sache. Insgesamt aber, so bedauert Ostenfeld, die einer alten Gastronomenfamilie entstammt, sei das Leben des Wirtes in der City längst nicht mehr so schön wie früher.