Stadtgebiet. Die Planungspolitik nimmt mit ihrer ersten Ausschusssitzung ihre Arbeit für 2015 auf. Projekte, die Priorität haben und solche, die auf Eis gelegt werden.

Die Stadtentwicklung ist ein unruhiges Wesen, sie steht nie still. Im Planungsamt basteln städtische Fachleute an der Stadt für morgen, im Kleinen wie im Großen. Die WAZ hat sich einen Überblick verschafft, welche Planungen in der Stadt Priorität haben, welche Ideen verworfen oder zurückgestellt werden sollen. Heute, da die Planungspolitik mit ihrer ersten Ausschusssitzung ihre Arbeit für 2015 wieder aufnimmt, starten wir mit dem ersten Teil unserer neuen Serie „Mülheim plant“.

Lindenhof

Die Evangelische Kirchengemeinde Broich-Saarn gibt das Gemeindezentrum und die Kirche am Lindenhof in Saarn auf. Das Areal, auf dem die Kindertagesstätte weiter betrieben werden soll, ist für Wohnbebauung vorgesehen, die sich in das bereits bestehende Wohnumfeld mit freistehenden Ein- und Zweifamilienhäusern einfügt. Mit einem Bebauungsplanverfahren begegnet die Stadt einer Bauvoranfrage für eine verdichtete Bebauung des 7400 Quadratmeter großen Plangebiets. Den Stadtplanern schwebt eine lockere Bebauung mit Einzel- und Doppelhäusern vor, die sich in ihrer Gebäudehöhe (maximal zwei Geschosse) der abschüssigen Geländelage anpassen.

Diepenbeck/Velauer Straße

Einiges länger als 20 Jahre liegen die Pläne des Essener Bauträgers Adams & Partner Wohnungsbau auf Eis, an der Diepenbeck (Heimaterde) eine Siedlung mit rund 110 Einfamilienhäusern und einer öffentlichen Grünfläche samt Spielplatz zu errichten. 2002 hatte Mülheims Planungsausschuss das Konzept des Investors abgelehnt. Ihm war die angedachte Bebauung viel zu dicht, außerdem bemängelte er seinerzeit, dass die Siedlung nur über eine einzige Straße erschlossen werden sollte. Technische Probleme (Bergbau, vorhandene Leitungstrassen) gab’s obendrauf. Adams & Partner verfolgte sein Projekt daraufhin nicht weiter. Nun soll der Planungsausschuss das Bebauungsplanverfahren komplett einstellen.

Schollenstraße

Um die neuen Ideen zur Reaktivierung des leerstehenden Kaufhofs durch Planungsrecht zu ermöglichen, soll die Planungspolitik heute ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren einleiten. Wie berichtet, will der Düsseldorfer Projektentwickler AIP Consult den Kaufhof-Standort nun, da die Sparkassen-Akademie NRW an den Dortmunder Phoenix-See zieht, mit einer Seniorenresidenz, einem Hotel (Holiday Inn Express), Parkhaus sowie Flächen für Einzelhandel (Rewe), Dienstleister und Gastronomie (Vapiano) entwickeln. Die Stadtplaner zeigen sich in ihrer heutigen Vorlage für die Politik optimistisch, dass „die vorliegende planerische Konzeption auf der ehemaligen Kaufhof-Fläche kurzfristig umgesetzt werden soll“. Weitere Maßnahmen sind im Bereich Rathausmarkt geplant, wozu die Umgestaltung von Rathausmarkt und Löhberg gehört.

Ruhrpromenade – Ruhrbania

Zuletzt hatte die Stadt sich mit einem erweiterten Ruhrbania-Baufeld 4 (südlich der Konrad-Adenauer-Brücke) erfolglos um die Ansiedlung der Sparkassen-Akademie NRW beworben. Nun müssen wieder neue Überlegungen her. Gut möglich, dass die Stadt alsbald die von Dortmunder Studenten entwickelte Stadthäuser-Bebauung aufgreift und vertiefend in die Planungen einsteigt. Die Politik hatte bei deren Präsentation einst Sympathie dafür bekundet, bei Ruhrbania einen Schnitt zu machen und – auch angesichts der Mülheimer Büromarktkrise – auf kleinteiligere Bebauung zu setzen. „Wir werden uns dazu im Frühjahr Gedanken machen“, kündigt Felix Blasch als Leiter der städtischen Bauleitplanung an. Problem bei der Planung: Das Gebäude des ehemaligen Gesundheitsamtes ist noch äußerst werthaltig, ein Abriss würde dem Kämmerer eine millionenschwere Abschreibung abverlangen. Und Uwe Bonan sträubt sich dem Vernehmen nach dagegen, jenen Millionenwert in den Wind zu schreiben.

Klöttschen

Mit immensem finanziellen Aufwand hat die Stadt am Klöttschen Häuser und Grundstücke gekauft, um möglichst schon gestern eine Verbreiterung der Straße für den Zweirichtungsverkehr zu ermöglichen und so die Verkehrsführung in der Innenstadt zu optimieren. Das Areal zwischen Klöttschen und Vereinstraße steht für eine Entwicklung zur Verfügung, erneut kommt ein Vorhaben aber nicht zum Tragen. Für die Idee eines Mehrgenerationen-Bauprojektes in Eppinghofen fanden sich zuletzt laut Stadt keine ernsthaften Interessenten. Bei der Stadt liegt das in der Überarbeitung befindliche Bebauungsplanverfahren daher bis auf Weiteres auf Eis, obwohl das Areal laut Blasch „prädestiniert ist für eine Bebauung“. 2016 will die Stadt an dieser Stelle klarer sehen.