Stürmische Zeiten, die hatten die Mülheimer im vergangenen Jahr mehr als genug. Viele denken noch mit Schrecken an den Sturm Ela zurück und seine katastrophalen Folgen. Um für solch einen Fall gut vorbereitet zu sein, starten die angehenden Mülheimer Feuerwehrmänner jetzt einen neuen Ausbildungsabschnitt: Technische Hilfeleistung im Wald nennt sich der Kurs.
Dabei stehen neben theoretischen Grundlagen über Handhabung der Motorsäge, Schnitt- und Fälltechniken auch praktische Übungen auf dem Lehrplan. Diese werden im Waldgebiet an der Großenbaumer Straße in Saarn durchgeführt, das von Ela stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Das Gelände ist den angehenden Brandmeistern vom Förster zum Üben zugeteilt worden. „Bäume zu fällen ist nicht ungefährlich, denn sie stehen oft unter enormer Spannung“ sagt Thorsten Drewes, Sprecher der Feuerwehr. „Daher muss das unbedingt geübt werden, damit hinterher im wirklichen Einsatz auch nichts passiert.“ Wie gefährlich das Fällen tatsächlich sein kann, bekommen alle Beteiligten eindrucksvoll am Baumbiegesimulator demonstriert.
„Wir erzeugen hier künstlich eine Spannung an einem Stamm, um die Schwierigkeitsstufe beim Sägen zu erhöhen“, sagt Ausbilder Tim Gläser. „Auch sollen die Jungs einen Blick dafür bekommen, wie der Baum sich verhält.“ Schon das Sägen von der falschen Seite kann katastrophale Folgen haben. Baumteile wirken wie Geschosse, die lebensgefährliche Verletzungen verursachen können. „Nach dem Sturm Kyrill sind viele Forstarbeiter schwer verletzt worden“, berichtet Gläser. „Daher legen wir schon in der Ausbildung einen unheimlichen Wert auf Sicherheit.“
Während die einen sich am Baumbiegesimulator mit den Tücken der Spannung eines Baumes beschäftigen, üben sich an anderer Stelle angehende Feuerwehrmänner in den Grundfälltechniken. Und das Fällen eines Baumes beginnt immer mit einer Baumansprache. „Zunächst muss der ganze Baum von der Wurzel bis in die Krone beurteilt werden“, sagt Brandmeister Dominik Stoepel. „Auch die Fallrichtung muss bestimmt werden, zum Beispiel an Orten wo Oberleitungen oder Autos beschädigt werden können.“
Dass es beim Fällen der Bäume auch oft recht kompliziert zugehen kann, zeigt sich beim Fällobjekt für Daniel Hackenholt, Björn Lübbecke und Stefan Kaniewski. Die drei Brandmeisteranwärter sollen einen Baum, der schon halb umgestürzt ist, entfernen. Der Baum hat sich zudem in zwei anderen Baumkronen fest verkeilt. Da reicht ein Fällen allein nicht aus. Mit einem Greifzug muss der Baum zunächst aus den anderen Bäumen gezogen werden. Nicht ganz ungefährlich, denn „wenn das Seil, das auch unter einer riesigen Spannung steht, reißt, dann wird es bedrohlich“ sagt Thorsten Drewes. „Das kann dann ganz leicht ein Bein oder ein anderes Körperteil durchtrennen. Aber das kommt zum Glück nur ganz selten vor.“ Auch die angehenden Mülheimer Feuerwehrmänner konnten nach getaner Arbeit zwar geschafft, aber gesund und munter nach Hause gehen.