Mülheim. Jörg Behrenswerth holt in seinem „La Petite Vie“ auch schon mal die Carrera-Bahn raus – für den Männerabend, an dem aber auch Frauen ins Bistro kommen dürfen.
Brrrumm, brrrum - ein regelmäßiges Surren erklingt im Raum. Schuld daran sind die Autos, die die Gäste auf der gut fünf Meter langen Carrera-Bahn starten lassen. Carrera-Bahn? Ja, nicht nur das, an einem anderen Tisch ist ein großes Schachspiel aufgebaut - mit Star Wars-Figuren, Darth Vader ist die Dame. Auf dem anderen Tisch liegt ein Poker-Spiel bereit. Heute ist „Männerspieleabend“ im „La petite vie“.
Im letzten Jahr hat Jörg Behrenswerth eröffnet, die .... – ja, was ist das „Petite Vie“ eigentlich? Es liegt am Einkaufshof Bovenaan an der Düsseldorfer Straße direkt im Saarner Zentrum. Ist es eine Eisdiele, denn Behrenswerth bietet das ganze Jahr über Eis aus Sylt an. Es gibt aber auch kleine Speisen, die vom Chef selbst in der Küche zubereitet werden. Also doch eher ein Bistro? Auch eine Theke schlängelt sich durch den Raum, Bier wird ebenfalls gezapft, aber vor allem steht auch eine große Auswahl an Weinen bereit. Was ist es also nun? Behrenswerth findet eine interessante Antwort: „Es ist ein Ort geworden, den ich auch gerne besuchen würde, wenn ich Gast wäre.“
Ursprünglich stammt der 48-Jährige aus einer ganz anderen Branche: Computer - die waren bisher seine Welt. Und sie sind es zum Teil auch immer noch. Das Informatik-Geschäft bleibt vorerst sein zweites Standbein. Und seine Kenntnisse auf dem Gebiet lassen sich auch für das „La petite vie“ verwenden: Passend zur Musik werden auf zwei großen Flachbildschirmen auch passende Bildsequenzen gezeigt. Behrenswerth sieht es als Vorteil, dass er diesen Blick von außen hat. Denn er glaubt, dass er sich so besser in die Bedürfnisse der Gäste versetzen kann. So ist auch eine Idee, wie der „Männerspieleabend“ zustande gekommen.
Großer Zuspruch
„Ich bin mit Gästen ins Gespräch gekommen. Und dabei hat sich herausgestellt, dass viele so einen speziellen Abend interessant finden.“ Übrigens: Als an dem Abend selbst dann auch weibliche Gäste vor der Tür standen, wurden sie auch hereingelassen. So speziell ist es dann doch nicht, aber speziell ist es eben schon, überhaupt über solche besonderen Akzente nachzudenken. Bei dieser einen Idee soll es, wenn es nach Behrenswerth geht, auch nicht bleiben. So fanden auch schon philosophische Gesprächsabende statt, mit dem Philosophie-Lehrer Peter Leitzen. Der Zuspruch, so versichert Behrenswerth, sei groß gewesen. Die Gäste hätten rege mitdiskutiert, aber natürlich auch nicht vergessen, den passenden Rotwein zu bestellen. Beides gehört dann zusammen: die intellektuelle Anregung und der kulinarische Genuss.
„Savoir vivre“ - das ist auch Französisch. Und in Mülheim findet man wohl in keinem anderen Stadtteil wie in Saarn eine ähnliche Struktur an Geschäften und Gastronomie vor, die genau eine solche „Lebenskunst“ ermöglicht. Das hat auch schon Jörg Behrenswerth gemerkt, der froh ist, dass er diesen Standort gefunden hat. Tagsüber machen vor allem viele Frauen bei ihm Station, wenn sie bei einem Cappuccino eine Einkaufspause einlegen. Am Abend kommen sie unter Umständen mit ihrem Mann wieder vorbei. „Es gibt manche Gäste, die sehe ich zwei-, dreimal am Tag. Das sorgt für eine familiäre Atmosphäre.“ Und dann fällt auch jenes Wort, von dem wohl alle Gastronomen träumen: Schön wäre es, wenn sich die Gäste wie in einem zweiten Wohnzimmer dort fühlten.
Wichtig ist Behrenswerth auch, dass diejenigen, die überhaupt bereit sind, ihr Wohnzimmer zum Ausgehen zu verlassen, auch eine attraktive Alternative zum heimischen Herd finden. „Ein Problem sind zum Beispiel die Öffnungszeiten. Wenn die Leute aus dem Theater, dem Konzert oder von anderen Veranstaltungen kommen und noch nicht nach Hause gehen wollen, gibt es fast nichts, was noch auf hat. Ich habe dann noch auf.“ Und im Zweifel schließt er auch erst, wenn der Letzte gegangen ist.